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Schätzung des RKI 4500 Menschen könnten im Sommer in Deutschland an Hitze gestorben sein

Die Klimakrise überhitzt nicht nur den Planeten, sondern auch den menschlichen Organismus. Nun liegen erste Zahlen zu den Todesopfern des Sommers in Deutschland vor. Die meisten gab es im Westen des Landes.
Tödliche Temperaturen: Durch die Zunahme von Hitzewellen wird die Klimakrise zum Killer

Tödliche Temperaturen: Durch die Zunahme von Hitzewellen wird die Klimakrise zum Killer

Foto: Christian Mai / EyeEm / Getty Images

Nach einer Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in diesem Sommer etwa 4500 Menschen in Deutschland infolge von Hitze gestorben. Damit liege die Zahl hitzebedingter Todesfälle in diesem Jahr auf einem ähnlichen Niveau wie 2015, 2019 und 2020, heißt es in der Veröffentlichung. 2021 waren ungefähr 1900 Menschen, im Jahr davor etwa 3600 Menschen infolge von Hitze gestorben.

Europaweit wurde in den Monaten Juni bis August eine Übersterblichkeit von 107.000 Menschen registriert. Die Kennziffer entsteht durch den Vergleich aller gemeldeten Todesfälle mit dem Durchschnitt der Vorjahre, zeigt also an, dass mehr Menschen starben als sonst in dieser Jahreszeit üblich. Die Ursachen lassen sich erst durch statistische Analyse im Nachhinein zuordnen.

Das Statistische Bundesamt weist bereits seit Monaten auf eine erhöhte Übersterblichkeit in Deutschland hin, die nur zum Teil durch die Corona-Sommerwelle zu erklären sei. Die Hitze wurde als ein möglicher Faktor genannt, genauere Analysen standen noch aus.

Unterschiede zwischen Süd und West

Die RKI-Analyse zeigte, dass es im Süden zwar die meisten Hitzewochen gab, hier aber nicht die meisten hitzebedingten Todesfälle auftraten. Dort starben diesen Sommer demnach etwa 1400 Menschen in Folge von Hitze, im Westen waren es sogar 2000. Ähnliches war auch schon im Jahr 2018 zu beobachten gewesen. »Ein Grund für diese Unterschiede ist vermutlich die bessere Hitzeadaption in Regionen, in denen auch in der Vergangenheit heißere Sommer auftraten«, mutmaßen die Autorin und der Autor.

Die Gründe für hitzebedingte Todesfälle seien vielfältig und reichten vom Hitzeschlag bis zu komplexeren Konstellationen, etwa bei Menschen mit vorbestehenden Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. Die Gesamtzahl der durch Hitze ausgelösten Todesfälle zu erfassen, sei deshalb schwierig.

Für ihre Auswertung haben die Fachleute auf Basis der Sterbefälle und der gemessenen Temperaturen die hitzebedingten Todesfälle in Deutschland geschätzt. Herausgerechnet wurden die gemeldeten Coronatodesfälle.

Im Vergleich mit dem langjährigen Durchschnitt sei der Sommer 2022 der sonnigste und viertwärmste seit Aufzeichnungsbeginn gewesen, heißt es in der Analyse. 2022 habe es viele Hitzewochen gegeben, vergleichbar mit dem Rekordsommer 2018. »Es ist davon auszugehen, dass es durch den Klimawandel auch in Zukunft vermehrt zu Perioden extremer Hitze in Deutschland kommen wird, die weitreichende gesundheitliche Risiken mit sich bringen können«, schreiben die Autorin und der Autor. Ein zeitnahes Monitoring könne helfen, Risiken zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen.

ahh/dpa