Strache zum Ibiza-Video :
Tief blicken

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Er schäme sich, sagt Heinz-Christian Strache, über sein Betragen an besagtem Abend auf Ibiza. Doch das seien nur „Gedankenspiele“ gewesen.
Der FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache sagt, was von ihm auf dem Ibiza-Video zu hören ist, seien „Gedankenspiele“ gewesen. Darüber kann man sich ebenso Gedanken machen wie über die Drahtzieher der Falle, in die er tappte. Ein Kommentar.

Auf dem Video, in dem sich Heinz-Christian Strache zur „Ibiza-Affäre“ erklärt, gibt der FPÖ-Politiker eine ganz andere Vorstellung als in dem Mitschnitt des heimlich aufgenommenen Films, das ihn und seinen Adlatus Johann Gudenus zeigt.

Dort sehen wir jemanden, der davon träumt, die „Kronen Zeitung“ zu übernehmen, seiner Partei auf verschlungenen Wegen Spendengelder zukommen zu lassen und sich dafür mit staatlichen Aufträgen zu revanchieren. Das wäre ein Coup, wie er im Buche steht. Auf dem Ibiza-Video vermittelt Strache den Eindruck, er habe eine recht konkrete Vorstellung davon.

Nun aber sehen wir jemanden, der sich als Verteidiger des Staates gibt und von einem Angriff auf Demokratie und Freiheit spricht. Damit meint Strache selbstverständlich nicht sich selbst, sondern diejenigen, die ihn und Gudenus in die Falle gelockt und die Aufnahmen auf Ibiza gemacht haben. Er habe „Gedankenspiele artikuliert, die dumm waren und insbesondere auf dem politischen Parkett völlig inakzeptabel wären“, sagt Strache. Nicht zu sehen sei in den Ausschnitten, wie seine Bemerkungen zustande gekommen seien. Nichts davon sei versucht worden, in die Tat umzusetzen.

„Keinem Politiker“ seien „Gedankenspiele fremd, in denen er über Mittel und Wege nachdenkt, die politischen Ziele seiner Partei zu verwirklichen, Medienpopularität zu steigern und Verbündete in der Wirtschaft zu gewinnen.”

Das mag wohl sein, doch ist dann immer noch die Frage, welche Mittel man dafür einzusetzen bereit ist und welches Ziel am Ende steht. Im Falle des Ibiza-Videos dürften die Drahtzieher ihr Ziel erreicht haben. Strache ist blamiert, die FPÖ in der Defensive, die Regierung vor dem Ende.

Nach wie vor offen ist, ob dies nur das Werk des Wiener Anwalts M., des ihm zuarbeitenden Detektivs und einer Oligarchennichten-Darstellerin war. Aufklärung dazu könnten jene leisten, die das Video veröffentlicht haben, von dem angeblich viele wussten, das angeblich lange in Umlauf war und angeblich eine siebenstellige Summe von bis zu fünf Millionen Euro einbringen sollte.

Dass „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ das nicht tun, kann man aus Gründen des Quellenschutzes verstehen. Was über die – möglichen – Drahtzieher der Abhöraktion bekannt wird, könnte am Ende aber auch für die Veröffentlicher peinlich werden, die sich als Helden der „Recherche“ feiern lassen.

Dass die „Zeit“ zwischendurch mit der Information um die Ecke biegt, auch ihr sei das Material angeboten worden, doch sei daraus nichts geworden, und erst durch Jan Böhmermanns Andeutungen über das Video habe die Sache wieder Fahrt aufgenommen, ist als Hinweis auf die Herkunftsgeschichte interessant und bestimmt nicht das letzte Wort. Heinz-Christian Strache abzunehmen, da könne in seinem Fall aber nichts Belastendes mehr kommen, wäre indes ebenfalls verwegen. Er hat gegen drei potentielle Mittäter der Abhöraktion Anzeige erstattet. Österreichs Rechtsstaat ist gefragt. Und die Medien sind es, um die ganze Geschichte zu erzählen.