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Mit dem E-Auto im stundenlangen Stau bei Minusgraden: Ist das gefährlich?

08. Januar 2024 | Tobias Stahl
Die besten Reichweiten-Tipps für E-Auto-Besitzer im Winter

Die Kältepeitsche ist da - Temperaturen von unter minus 10 und dazu noch Schneefall sind eine Herausforderung für alle Autofahrer. Der eine oder andere E-Auto-Fahrer wird sich fragen: Wie lange hält der Akku durch, wenn ich im Stau feststecke? 

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Im Winter haben Verbrennungsmotoren einen Vorteil: Sie verbrennen ihren Kraftstoff. Die dabei entstehende Wärme wird auch im Leerlauf dazu verwendet, die Fahrgastzelle zu heizen. Noch dazu verbrauchen Benziner und Diesel im Leerlauf weitaus weniger Kraftstoff als während der Fahrt – ungefähr 0,5 bis 0,9 Liter pro Stunde. Autofahrer in Verbrennerfahrzeugen müssen also keine Angst vor unzureichender Wärme über Nacht haben, selbst wenn der Tank schon relativ leer ist.

Im Elektroauto sieht das anders aus: Ein Elektromotor erzeugt keine Abwärme, die zum Heizen der Fahrgastzelle verwendet werden könnte. Stattdessen zieht die Heizung Energie aus dem Akku. Aber wieviel Energie eigentlich? Das Nachrichtenportal Bild berichtete schon Anfang des vergangenen Jahres, dass fürs Heizen ungefähr ein bis zwei Kilowatt erforderlich seien. Hinzu kommt die Fahrzeugelektronik samt Batteriemanagement, die rund 0,5 Kilowatt verbraucht.

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Unabhängige Faktenchecker prüfen die Behauptungen

Die erforderliche Menge an Energie ist also nicht unerheblich, allerdings haben die meisten E-Autos heutzutage mehr als ausreichend Akkukapazität, um auch bei halbvoller Batterie eine Nacht lang heizen zu können. Trotzdem halten sich die Gerüchte hartnäckig: Auf Facebook und aktuell vor allem über den Messenger Telegram wird weiterhin die Behauptung verbreitet, Elektroautos würden nach zwei Stunden in Schnee und Stau den Geist aufgeben und könnten dann nicht einmal abgeschleppt werden.

Das unabhängige Faktencheck-Portal Correctiv hat sich des Gerüchts angenommen und bezieht sich auf einen Test des Autoclubs ADAC. Dort hatte man eine Renault Zoe und einen VW e-Up bei Frost im Stau stehen lassen und jede Menge Unterstützung eingeschaltet: Nicht nur die Bordheizung, sondern auch die Sitzheizung und das Standlicht waren aktiviert. Das beruhigende Ergebnis: "Auch bei solch sehr winterlichen Bedingungen könnte man mit der 52 Kilowattstunden großen Batterie des Zoe ungefähr 17 Stunden und mit den 32,3 Kilowattstunden des e-Up 15 Stunden ausharren. Mit einem Elektroauto im Stau darf die Heizung also auch bei eisiger Kälte problemlos mehrere Stunden auf Wohlfühltemperaturen laufen."

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Dabei sei es natürlich ausschlaggebend, wie voll der Akku zu Beginn ist. Das sei jedoch mit dem Tankfüllstand beim Verbrenner vergleichbar, erinnert der ADAC. Dieser habe es bei ganz leerem Tank aber freilich leichter: "Hier hilft der Ersatzkanister – das E-Auto muss abgeschleppt werden." 

Das Abschleppen sei entgegen der Behauptungen auf Facebook und Instagram kein Problem. Dafür werde aber kein Seil hergenommen, sondern das E-Auto muss verladen und zur nächsten Ladesäule gebracht werden.

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Experiment: Eine Übernachtung im E-Auto bei minus 5 Grad

Dass eine Nacht im E-Auto nicht lebensgefährlich wird, hat Stefan Moeller, Chef des E-Auto-Verleihs Nextmove, bereits vor über zwei Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Im Januar 2019 übernachtete Moeller bei -5 Grad Außentemperatur in einem Kia e-Niro.

Der 64 kWh große Akku war zu Beginn des Experiments zu 86 Prozent geladen und zeigte eine Rest-Reichweite von 358 Kilometern an. Moeller stellte die Innentemperatur des e-Niro auf nachttaugliche 19 Grad ein, klappte die Sitze um – und legte sich schlafen. Am nächsten Morgen gab es ein angenehmes Erwachen. Moeller erzählt im YouTube-Video zu dem Experiment: "Der e-Niro lieferte beim Kaltstart sofort 7 kW Heizleistung. Damit wurde es sehr schnell warm im Auto. Einmal durchgeheizt half die Wärmepumpe dabei, die Heizleistung auch bei Frost unter 1 kW Dauerleistung zu betreiben."

Über die neuneinhalb Stunden sank die Akkuladung auf 74 Prozent, die Übernachtung kostete rund 70 Kilometer verfügbarer Reichweite. Durchschnittlicher Stromverbrauch: 0,8 kWh pro Stunde. Moeller rechnete nach und kam zu dem Schluss, dass er es somit auch über drei Tage lang im e-Niro ausgehalten hätte, ohne frieren zu müssen. In einem weiteren Test ermittelte Nextmove für das aktuelle Tesla Model 3 mit seiner ausgefeilten Wärmepumpe den gleichen Leistungsbedarf für die Heizung.

Ohne eine solche Wärmepumpe gilt die Faustregel: Heizen verbraucht im E-Auto pro 10 Grad Temperaturunterschied etwa 1 Kilowatt Heizleistung. Wer also bei -10 Grad im Stau steht und eine Wohlfühltemperatur von 20 Grad im Auto haben will, verbraucht dafür etwa 3 kWh pro Stunde. Und: Wer sich bei eisigem oder verschneitem Wetter auf die Straße wagt, sollte nicht schon auf Reserve fahren - egal ob mit Verbrenner oder E-Auto.

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