Anzeige

Soldatenmangel Mobilisierungsappell: Warum die Ukraine ihre Männer nicht zurück in ihr Land zwingen kann

Ein Soldat der Ukraine zielt mit seinem Gewehr
Der Ukraine fehlen etwa 450.000 bis 500.000 Soldaten
© Efrem Lukatsky/AP / DPA
Der Ukraine fehlen bis zu 500.000 Soldaten. Viele Männer sind ins Ausland geflohen – und können trotz Mobilisierung nicht zum Kriegsdienst gezwungen werden.

Das Verteidigungsministerium in Kiew appelliert an die vor dem Krieg geflüchteten Ukrainer im Ausland, zurückzukehren und als Soldaten ihre Heimat zu verteidigen. Das sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag in Kiew der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax-Ukrajina. Es gebe aber keine Pläne, Männer unter Druck aus dem Ausland zurückzuholen und einzuberufen, sagte Sprecher Illarion Pawljuk. Er stellte damit Aussagen von Verteidigungsminister Rustem Umjerow über die Mobilisierung von Männern im Ausland klar.

In Deutschland und anderen Staaten sind Hunderttausende Ukrainer als Kriegsflüchtlinge registriert. Offiziell dürfen Männer im wehrfähigen Alter von 18 bis 60 Jahren das Land, das sich gegen Russlands Angriffskrieg verteidigt, zwar nicht verlassen. Vielen gelingt aber die Flucht.

Ukraine appelliert an Staatsbürger im Ausland

"Der Minister ruft alle Bürger der Ukraine auf, sich den Streitkräften anzuschließen, wo immer sie sich befinden", sagte Umjerows Sprecher Pawljuk. "Betrifft das auch die Ukrainer, die im Ausland sind? Zweifellos. Das Land zu Kriegszeiten zu verteidigen ist verfassungsmäßige Pflicht aller Bürger." Zugleich sagte er: "Wenn es um einen Sanktionsmechanismus oder juristischen Druck auf diejenigen geht, die außerhalb der Ukraine sind, dann steht das nicht auf der Tagesordnung."

Die Probleme der Ukraine bei der Mobilisierung von Soldaten zur Abwehr der russischen Invasion werden laut Bundesjustizminister Marco Buschmann keine praktischen Folgen für in Deutschland lebende Ukrainer haben. "Dass wir nun Menschen gegen ihren Willen zu einer Wehrpflicht oder zu einem Kriegsdienst zwingen, das wird nicht der Fall sein", sagte der FDP-Politiker der Nachrichtenagentur DPA. Es sei gut, dass die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in einem unkomplizierten Verfahren in Deutschland aufgenommen worden seien und die Möglichkeit zu arbeiten erhalten hätten. "Wir bemühen uns ja darum, dass mehr Menschen aus der Ukraine in Arbeit kommen und weniger am Ende vom Bürgergeld leben", fügte er hinzu.

Mobilisierung für bis zu 500.000 Männer

In der Ukraine wird derzeit diskutiert, wie die Armee mehr Soldaten gewinnen kann. Das Militär will 450.000 bis 500.000 Mann zusätzlich mobilisieren. Wer in der Ukraine einer Vorladung zur Musterung nicht folgt, muss auch bisher schon Bußgelder zahlen, die bei 1700 Hrywnja (etwa 40 Euro) beginnen und im Wiederholungsfall steigen. Bei einer Mobilisierung von Ukrainern im Ausland stehen die Wehrbehörden auch vor dem Problem, dass sie deren Adressen nicht haben.
 

tkr DPA

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel