Thermometer zeigt 33 Grad Celsius
Getty Images/the_burtons
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Hitzewellen ohne Klimakrise praktisch unmöglich

Die heftigen Hitzewellen in Europa, den USA und China wären ohne den menschengemachten Klimawandel praktisch unmöglich. Das geht aus einer neuen Schnellanalyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA) hervor. Die globale Erwärmung habe etwa die Hitzewelle in China mindestens 50-mal wahrscheinlicher gemacht. Insgesamt sind Hitzewellen heißer, länger und häufiger.

Extreme Temperaturen halten in diesem Monat Südeuropa, Teile der USA, Mexiko und China im Griff – teils mit Temperaturen über 45 Grad. In Phoenix im US-Bundesstaat Arizona etwa stieg das Thermometer drei Wochen in Folge auf über 43 Grad – ein Rekord. Im Death Valley im US-Bundesstaat Kalifornien und im Nordwesten Chinas wurden mehr als 50 Grad Celsius registriert. In China handelte es sich um die höchste je gemessene Temperatur. Auch die spanische Region Katalonien verzeichnete den heißesten Tag seit Beginn der Aufzeichnungen.

Allein in den USA seien von der extremen Hitze 100 Millionen Menschen betroffen gewesen, heißt es einer Mitteilung des WWA zur aktuellen Analyse. Dort seien Tausende hitzebedingte Krankheiten registriert worden. Dutzende starben an den Folgen der Hitze in den Vereinigten Staaten. In Mexiko kosteten die Extremtemperaturen in diesem Juli demnach sogar mehr als 200 Menschen das Leben.

„Die Rolle des Klimawandels ist absolut überwältigend“, sagte die Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London. Otto und ihr WWA-Team haben Wetterdaten und Computer-Modellsimulationen genutzt, um das heutige Klima mit dem der Vergangenheit zu vergleichen. Die Forscher und Forscherinnen konzentrierten sich dabei auf Zeiträume, in denen die Hitze in jeder Region „am gefährlichsten“ gewesen sei.

Zunehmende Extreme

In der Vergangenheit sei es im Grunde unmöglich gewesen, dass solche schweren Hitzewellen zur selben Zeit aufgetreten seien, sagte Otto. In der Zukunft könne sich dies aber noch verschlimmern. „So lange wir fossile Brennstoffe verbrennen, werden wir mehr und mehr dieser Extreme sehen“, fuhr sie fort.

Den Ergebnissen zufolge müssen diese schweren Hitzewellen nun etwa alle 15 Jahre in Nordamerika, alle zehn Jahre in Südeuropa und alle fünf Jahre in China erwartet werden. In einem fiktiven Szenario ohne globale Erwärmung wäre die Wahrscheinlichkeit für solche extrem hohen Temperaturen hingegen annähernd Null. In China würden Extremtemperaturen, wie jetzt gemessen, dann nur alle 250 Jahre auftreten.

Laut der Analyse werden Hitzewellen noch häufiger auftreten, sollte die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um 2 Grad ansteigen. Bereits jetzt sind es rund 1,2 Grad. Ein Anstieg der Erderwärmung um 2 Grad könnte in etwa 30 Jahren erreicht sein, sollten die Länder ihre Zusagen aus dem Pariser Klimaabkommen nicht einhalten und ihre Emissionen rasch senken, sagte Otto.

Noch ist Zeit

Es sei noch Zeit, zu handeln, gab die Wissenschaftlerin an. „Wir müssen dringend die Verbrennung fossiler Brennstoffe stoppen und daran arbeiten, unsere Verwundbarkeiten zu verringern. Wenn wir das nicht tun, werden weiterhin Zehntausende von Menschen sterben“, sagte Otto.

Der Chef-Klimatologe der US-Raumfahrtbehörde NASA, Gavin Schmidt, hatte in der vergangenen Woche gesagt, der Juli 2023 werde wohl der weltweit heißeste Monat seit „hunderten, wenn nicht tausenden Jahren“ werden. Für die Effekte könne zudem nicht nur das Wetterphänomen El Niño verantwortlich gemacht werden, das gerade erst angefangen habe.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belastet die Hitze zunehmend auch die Gesundheitssysteme. Die extremen Temperaturen verschlimmerten häufig Vorerkrankungen wie Diabetes, Asthma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.