Die Komiker Vovan & Lexus :
Geld für Putins Hofnarren

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Stehen auf der Gehaltsliste des Videoportals Rutube, das zur Gazpromtochter Gazprom Media gehört: die russischen Komiker Wladimir „Vovan“ Kusnezow (links) und Alexej „Lexus“ Stoljarow
Klingelstreich als Kriegsführung: Die prorussischen Komiker Vovan & Lexus haben europäische Politiker mit gefälschten Videoanrufen getäuscht. Nun erzählen sie, wer sie bezahlt und was sie vorhaben.

Nachdem Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey Ende Juni einen fragwürdigen Videoanruf von Vitali Klitschko bekommen hatte, wurde bald klar, dass dahinter nicht der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew steckte, sondern zwei russische Komiker: Wladimir Kusnezow und Alexej Stoljarow. Unter dem Pseu­donym Vovan und Lexus ver­öf­fentlichen sie auf „Rutube“, dem russischen Pendant von Youtube, Vi­deos von ihren digitalen Klingelstreichen. Sie rufen Politiker wie Justin Trudeau und George Bush jr. an oder Prominente wie J. K. Rowling. Im Augenblick geht es Vovan und Lexus darum, ihren Gesprächspartner negative Aussagen über die Ukraine zu entlocken.

Rasch waren sich alle Getäuschten einig, dass die vermeintlich humoristische Aktion Teil der russischen Kriegsführung sei. Im Dunkeln blieb, woher Kusnezow und Stoljarow ihre Mittel be­ziehen, um ihre Täuschungsmanöver zu inszenieren. In einem Interview mit dem RBB-Magazin „Kontraste“ gaben sie nun bekannt, dass sie von „Rutube“ bezahlt werden. Das Videoportal gehört zur Gazprom Media, ei­ner Tochterfirma des russischen Staatskonzerns Gazprom. „Wir arbeiten für Rutube und sind Rutube-Botschafter. Also bekommen wir unser Geld von dort“, sagt Stoljarow den „Kontraste“-Reportern.

Bisher waren auf Rutube unter der Überschrift „Die Reise der Ukrainer durch Europa“ Ausschnitte aus den Ge­sprächen mit europäischen Politikern zu sehen, darunter Rafał Trzaskowski, Bürgermeister von Warschau, und die EU-Innenkommissarin Ylva Jo­hansson. Laut „Kontraste“ sollen die folgenden Videos, auch das mit Franziska Giffey, in der kommenden Woche veröffentlicht werden.

Wie gelang es den Komikern, die Politiker zu täuschen?

Noch nicht geklärt ist, wie es den „Ko­mikern“ gelang, Gesprächspartner wie Vitali Klitschko oder im Falle von Rowling, Wolodymyr Selenskyj, so zu simulieren, dass die Angerufenen sich täuschen ließen. Die Berliner Senatskanzlei vermutete zunächst, man sei auf einen sogenannten Deepfake he­reingefallen. Dabei wird ein Programm mit Bild- und Videodaten eines Gesichts gefüttert, um dieses später künstlich zu reproduzieren, indem man es wie eine digitale Maske in Vi­deo- oder Liveaufnahmen einbaut. Nach Ansicht des Magazins „Kontraste“, das Fotos des Videoanrufs analysierte, ist es wahrscheinlicher, dass die Videoanrufe mit Hilfe älterer Aufnahmen bestritten wurden, die sich auf Knopfdruck neu arrangieren ließen.

Bei „Kontraste“ kommt auch der Di­rektor des NATO-Exzellenzzen­trums für Strategische Kommunikation, Jānis Sārts, zu Wort. Er betont, wie wichtig es für ein Regime wie das Putins sei, auch den „Humor“ zu kon­trollieren, der sich im Falle von Vovan und Lexus ausschließlich gegen west­liche Politiker richte. Diese zu negativen Aussagen, zum Beispiel über ukrainische Ge­flüchtete, zu verleiten, passe zur umf­assenden Informationskriegsstrategie des Kremls.