Die steilsten Ski-Abfahrten:Profi-Pisten für jedermann

Wer beim Anblick von Skirennläufern denkt, "Das kann ich auch!", ist auf diesen Rennpisten genau richtig. Fünf Weltcup-Abfahrten im Profil.

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Cuche of Switzerland competes during men's downhill race at Alpine Skiing World Cup in Kitzbuehel

Quelle: Archivfoto: Reuters

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Die Streif in Kitzbühel

Mal von den Olympischen Winterspielen abgesehen gibt es kein Wintersportevent, das so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht wie das Hahnenkammrennen in Kitzbühel. Bis zu 500 Millionen Zuschauer verfolgen das weltgrößte Event aktueller und ehemaliger Skistars im Fernsehen, ferner sind etwa 80.000 Besucher vor Ort. Wobei nicht wenige selbst regelmäßig in den Klatschpostillen und/oder Nachrichtenmagazinen stehen. Die Prominentendichte bei den davor stattfindenden Benefizrennen, den am Abend steigenden Partys und natürlich bei den Weltcuprennen selbst ist tatsächlich überdurchschnittlich hoch. Das gilt auch für die Ehre, die dem Abfahrtssieger gebührt. Wer die Streif als Gewinner verlässt, der hat definitiv den Ski-Olymp bestiegen.

Maximal 85 Prozent Gefälle, bis zu 70 Meter weite Sprünge, Spitzengeschwindigkeiten von 135 Stundenkilometern: Kein Wunder, dass das Hahnenkammrennen auf der Streif als härtestes Weltcuprennen überhaupt gilt. Gut zu wissen: Abgesehen von den Tagen vor dem Showdown der Profis können sich auch Normalsterbliche, wenn ihnen die Parallel-Streif zu wenig abverlangt, an die nicht präparierte Strecke wagen und die extrem steile Mausefalle, Hausbergkante und Alte Schneise persönlich kennenlernen. Allein eine sturzfreie Fahrt auf der 3312 Meter langen Strecke wird gemeinhin mit viel Respekt bedacht. Wie sagte doch Hahnenkammrennen-Gewinner Stephan Eberharter einmal? "Ich hatte durchaus Gefühle der Todesangst."

Kurzprofil der Strecke

Start: 1665 m

Ziel: 805 m

Höhenunterschied: 861 m

Länge: 3312 m

Besondere Herausforderungen:

Die "Mausefalle" gleich zu Beginn mit 85% Gefälle, danach der Steilhang mit der eisigsten Stelle der Strecke. Erst in der unteren Hälfte stellt die Hausbergkante die höchste Anforderung an die Fahrer.

Mehr über das Skigebiet in Kitzbühel finden Sie hier.

Men's Slalom in Schladming; Schladming Planai World Cup Weltcup Österreich

Quelle: Johann Groder/dpa

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Die Planai in Schladming

Vor den Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2013 hat Gastgeber Schladming vor allem in den Ausbau seiner berühmtesten Skipiste investiert: die Planai. Um die Einfahrt in den legendären Bannwald zu entschärfen, das letzte Drittel der Abfahrt, wurde ein Tunnel gebaut, den die Piste nun überquert. An anderer Stelle verbreiterte man Trasse und Überführungen, bewegte Hunderte Tonnen Erde und fügte neue Sprünge ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, fast überall bietet die Abfahrt nun mindestens 55 Meter Platz für den Temporausch von Touristen und Profis.

Kurzprofil der Strecke

Start: 1753 m

Ziel: 746 m

Höhenunterschied: 1007 m

Länge: 3450 m

Besondere Herausforderungen:

An der Mittelstation erreichen Fahrer Geschwindigkeiten von 110 Km/h; besonders schwer wird es zudem im unteren Viertel: Das Weirather-S ist steil und anspruchsvoll zu fahren und der Zielhang hat ein Gefälle von 52 Prozent.

Mehr über die Skigebiete in Schladming/Dachstein finden Sie hier.

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Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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Die Kandahar in Garmisch

Den Begriff Kandahar verbinden Politik- und Geographie-Interessierte mit einem Ort in Afghanistan, Ski-Cracks denken jedoch an St. Anton und mehr noch an Garmisch-Partenkirchen. Schließlich heißt so eine der anspruchsvollsten Abfahrtsstrecken im alpinen Raum. Ein Grund dafür: Die beim Umbau für die Ski-Weltmeisterschaften 2011 entstandenen 92 Prozent Gefälle bilden den steilsten Streckenabschnitt im gesamten Weltcupzirkus (hier lesen Sie einen Selbsttest auf der Abfahrt). Und auch durch die anderen Passagen zählt die 3300 Meter lange Herrenstrecke, die in einigen Abschnitten parallel zur etwas kürzeren Damenstrecke verläuft, zu den anspruchsvollsten im Rennkalender.

Finden keine Rennen statt, kann sie jeder unter die Bretter nehmen. Vorausgesetzt, man ist kein Anfänger. Die wechseln in Anbetracht der Buckel am Starthang ohnehin lieber gleich auf den Umfahrungsziehweg. Könner jedoch dürfen sich freuen, geht es doch gleich nach dem Start zur Sache. Die erste Herausforderung stellt die enge Einfahrt in den steilen Tröglhang dar, wo echte Profis bei der Ausfahrt in den Schussanger Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern erreichen.

Etwas entspannter geht es dann weiter in den Stegerwald, bis Eishang und Kramersprung einem wieder alles abverlangen. Doch das ganz dicke Ende kommt am Schluss. Kurz vor dem Zielhang befindet sich der steilste Abschnitt der gesamten Strecke: der "Freie Fall". Da kann man sich ja vorstellen, was einen erwartet.

Kurzprofil der Strecke

Start: 1690 m

Ziel: 770 m

Höhenunterschied: 920 m

Länge: 3300 m

Besondere Herausforderungen:

Bis zu 130 Km/h erreichen Profis im ersten Drittel am Tröglhang; etwa in der Mitte fordert der Eishang mit einer Abfolge schwerer Kurven; im letzten Drittel beträgt das Gefälle 92 Prozent.

Mehr Informationen über das Garmischer Skigebiet finden Sie hier.

72248908; Saslong Gröden

Quelle: Archivfoto: AFP

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Die Saslong in Gröden

Gröden - da leuchten bei passionierten Skifahrern die Augen. Das Südtiroler Skigebiet gehört zur Crème de la Crème der internationalen Ski-Geographie. Nicht ohne Grund fanden dort 1970 die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften statt. Und nicht umsonst gastiert hier der internationale Weltcupzirkus jeden Dezember. Das Beste: Die nicht zuletzt durch die Kamelbuckel, bei denen die Profis bis zu 70 Meter weit fliegen, berühmt-berüchtigte Abfahrt ist auch für normale Skifahrer machbar.

Für ambitionierte Skifahrer ist die 3446 Meter lange Strecke mit einem Höchstgefälle von 57 Prozent gar ein echtes "Muss", das einfach zur Skifahrerbiographie gehört. Gut zu wissen: Ganz so eisig wie beim Profirennen ist die Strecke dann doch nicht. Für weite Sprünge und berauschende Gefühle reicht es aber allemal.

Kurzprofil der Strecke

Start: 2249 m

Ziel: 1410 m

Höhenunterschied: 839 m

Länge: 3446 m

Besondere Herausforderungen:

Kurz nach dem Start kommt gleich die steilste Stelle "Spinel" mit 57 Prozent Gefälle; in der Mitte der Strecke ermöglichen "Kamelbuckel" weite Sprünge; kurz darauf bietet die Ciaslat-Wiese Kurven und weitere Bodenwellen.

Mehr zum Skigebiet Grödnertal finden Sie hier.

Der Schweizer Beat Feuz stürzt sich kopfüber den Hundschopf hinunter

Quelle: Archivfoto: AP

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Die Lauberhornabfahrt in Wengen

Eiger, Mönch und Jungfrau, die drei berühmten Schweizer Bergriesen, sind ein Magnet für Besucher aus aller Welt. Insbesondere Asiaten lieben die aus Filmen, Büchern und Postkarten weltbekannte Szenerie. Nicht zuletzt, weil das Jungfraujoch auf 3454 Meter Höhe dank Zahnradbahn relativ komfortabel erreichbar ist. Vom "Top of Europe", dem höchstgelegenen Bahnhof Europas, lässt sich ein umwerfendes Gipfelpanorama samt Blick auf den größten Gletscher der Alpen, den Aletsch, genießen. Für Wintersportler spielt sich das Leben jedoch eine Etage tiefer ab: auf den großartigen Pisten zwischen Grindelwald und Wengen.

Vor der hochalpinen Kulisse finden Familien, Genießer, Extremsportler und die Ski-Elite perfekte Bedingungen vor. Letztere vor allem oberhalb von Wengen, beim Lauberhorn-Rennen im Januar. Die Abfahrtsstrecke gilt neben der Streif als die anspruchsvollste und schwierigste Piste des alpinen Ski-Weltcups.

Dafür gibt es drei Gründe: 1. Die Länge. Mit rund viereinhalb Kilometern und Fahrzeiten um die zweieinhalb Minuten ist sie absoluter Rekordhalter im Weltcupzirkus.

2. Die Geschwindigkeit. Bis zu 150 Stundenkilometer schaffen dort regelmäßig die Profis - höchste Maximalgeschwindigkeit im Wettbewerb. Bei der Lauberhornabfahrt 2013 erreichte der Franzose Johan Clarey mit 161,9 km/h gar die höchste je gemessene Geschwindigkeit im alpinen Skiweltcup.

3. Die tückischen Passagen. Sie fordern echtes skifahrerisches Können, allen voran die Passagen Ziel-S, Minsch-Kante und der Hundschopf-Sprung. Hier geht es zwischen zwei Felsen 15 Meter in die Tiefe. Laienfahrer sind gut beraten, an dieser die Saison über unpräparierten Stelle einen kontrollierten Kurzschwung zu versuchen, anstatt wie die Profis über die haarsträubende Kante zu fliegen.

Kurzprofil der Strecke

Start: 2315 m

Ziel: 1287 m

Höhenunterschied: 1028 m

Länge: 4480 m

Besondere Herausforderungen:

Am "Hundschopf" sollten die meisten Fahrer besser auf den gewagten Felssprung verzichten; beim "Hanneggschuss" wurde die Weltcup-Höchstgeschwindigkeit von 161 Km/h erreicht; kurz vor dem Schluss muss noch das "Ziel-S" bewältigt werden - eine extrem schwierige Stelle.

Mehr zum Skigebiet Grindelwald finden Sie hier.

Text: Outsides, eine Sonderveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung

© Christian Haas/Outsides, eine Sonderveröffentlichung der Süddeutschen Zeitung/kaeb
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