Im Bild die Öffnung eines Seitenarms im Nationalpark Donau-Auen bei Schönau.

CHRISTIAN MÜLLER

Punkt eins

Zu viel Schotter im Stauraum und doch fehlt der Sand am Meer

Wie der Mensch das Sedimentregime der Donau aus dem Gleichgewicht gebracht hat und versucht, den Sedimenthaushalt wiederherzustellen.
Gast: Univ. Prof. Dr. Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur, Wien.
Moderation: Barbara Zeithammer.
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Nur noch ein Zehntel der Donau ist in "naturnahem" Zustand, um 134 Kilometer wurde der Strom verkürzt, die Breite um bis zu 40 % reduziert, das Gefälle erhöht. Durch Eingriffe des Menschen in den letzten 150 Jahren hat sich der zweitgrößte Fluss Europas und der internationalste Strom der Welt drastisch verändert.

"Die Donau ist aus dem Gleichgewicht geraten", sagt der Flussforscher Helmut Habersack
mit Blick auf die Ergebnisse einer soeben abgeschlossenen, internationalen Studie, an der er und das von ihm geleitete Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung (BOKU Wien) maßgeblich beteiligt waren. Im Rahmen des EU Projekts DanubeSediment haben sich neun Donauländer zusammengeschlossen, eine Sedimentbilanz der Donau erstellt und Vorschläge zur Verbesserung des Sedimentmanagements erarbeitet.

Begradigungen und Uferverbauungen, Hochwasserschutzmaßnahmen und Staustufen haben massive Auswirkungen auf den Transport von Schotter, Kiesen, Sanden und Schwebstoffen. "Den Sedimenttransport kann man sich wie ein Förderband vorstellen, das von den Gletschern bis ins Meer ein Kontinuum darstellt", sagt der Universitätsprofessor - "ein Förderband, das unterbrochen ist". Vor den Kraftwerken und Staustufen lagern sich die Sedimente ab, dahinter fehlen sie, das Flussbett vertieft sich, der Grundwasserspiegel sinkt, Brückenpfeiler werden unterspült, ein Sohldurchschlag wäre dramatisch. An anderen Stellen, vor allem im Delta, fehlen die Sedimente: Gelangten ursprünglich zwischen 40 und 60 Millionen Tonnen Schwebstoffe ins Delta, kommen heute um bis zu 60 % weniger an. Die Küste erodiert.

Im Gespräch mit Barbara Zeithammer erläutert Helmut Habersack den Sedimenthaushalt, die komplexen Zusammenhänge und die Folgen des gestörten Sedimentregimes, die grenzüberschreitenden Bemühungen und ganzheitlichen Methoden, den Sedimenthaushalt der Donau wiederherzustellen, sowie den weiteren Forschungsbedarf.

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Service

Weiterführende Informationen:

Christian Doppler Labor für Sedimentforschung und -management

Projekt DanubeSediment - weitere Informationen

Christian Doppler Labor für Innovative Methoden in Fließgewässermonitoring, Modellierung und Flussbau

Am 29. Juni wird der Tag der Donau gefeiert, anlässlich der
Unterzeichnung des Donauschutzübereinkommens. Heuer wurde der Juni zum "Monat der Donau" erklärt und die Veranstaltungen finden vorwiegend online statt.

Die für kommende Woche geplante "River Basins" Konferenz mit Schwerpunkt "Feststoffe in Flussbecken" wurde auf Anfang Dezember verschoben.

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Untertitel: Sigismund Toduta
Gesamttitel: Suite of Romanian Songs & Dances
Titel: VI. (1:04)
Titel: VII. (1:06)
Ausführende: Florian Mitrea
Länge: 02:10 min
Label: Acousence Classics

Untertitel: Bela Bartok
Gesamttitel: Mikrokosmos, BB 107
Titel: Unison Melody No. 1
Ausführende: Florian Mitrea
Länge: 02:13 min
Label: Acousence Classics ACO-CD 13317

Untertitel: Radu Paladi
Titel: Rondo a capriccio
Ausführende: Florian Mitrea
Länge: 05:17 min
Label: Acousence Classics

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