Das Bild kennen wir alle: Eine Kuh steht auf der Weide, wo sie zufrieden vor sich hin kaut. Zufrieden heißt, dass sie dort alles findet, was sie braucht. Aber stimmt das auch? Und was genau frisst sie auf der Weide? Muss man zufüttern, was darf die Kuh nicht fressen und warum braucht sie im Winter anderes Futter als im Sommer? Das und vieles mehr erfährst du in unserem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Kühe fressen Gras – und was noch?
Kühe sind reine Pflanzenfresser. Das heißt, dass sie keine tierische Nahrung bekommen sollten, weil ihre Verdauung damit nicht zurechtkommt. Sie fressen aber nicht nur Gras, sondern noch viel mehr: Schließlich wächst auf einer gesunden Weide eine Menge an Pflanzen. Von Klee bis hin zu Kräutern nimmt die Kuh dort dankbar alles auf, was ihre vier Mägen verdauen können. Die Tierhalter belassen es aber nur selten dabei. Sie fügen dem Futter der Rinder einiges hinzu, weil es den Tieren guttut und im besten Fall ihre Leistung steigert.
Die Fütterung macht der Landwirt davon abhängig, was er von der Kuh erwartet. Handelt es sich um ausgewachsene Nutztiere, die zum Beispiel viel Milch geben sollen, setzt er ihr Futter anders zusammen als das eines jungen Kalbs. Grundsätzlich kann man Grundfutter von Zusatzfutter unterscheiden.
Grundfutter – was ist das?
Das Grundfutter erzeugt der Landwirt in der Regel für seine Kühe bei sich selbst auf dem Hof. Je nach Betrieb hat es seine eigene Zusammensetzung. Allzu stark unterscheidet es sich jedoch nicht voneinander, weil alle Kühe generell die gleichen Bedürfnisse in der Ernährung haben.
Zum Grundfutter bei der Milchkuh-Fütterung gehört vor allem Raufutter:
- Stroh, Heu
- Silage
- Grünfutter wie Gras
Grundfutter wie Gras oder Heu hilft den Milchkühen dabei, ausgiebig wiederzukäuen. Es ist sehr faserhaltig und kann von den Wiederkäuern bestens verwertet werden.
Ergänzend bekommt die Kuh sogenanntes Kraft- und Saftfutter. Zum Saftfutter zählen Kartoffeln und Gemüse wie Möhren oder auch Zuckerrübenschnitzel.
Kraftfutter für mehr Energie
Kraftfutter liefert Kühen viele Nährstoffe und zusätzliche Energie. Es besteht aus leicht verdaulichen Kohlenhydraten und Proteinen. Man verwendet zum Beispiel Getreidekörner, aber auch Nebenerzeugnisse der Nahrungsmittelindustrie.
Kraftfutter kann Folgendes enthalten:
- Mais
- Sojabohnen, Erbsen
- Hirse
- Gerste
- Weizenkleie
- Melasse
- Schrot aus der Herstellung von Rapsöl, Leinöl oder Sonnenblumenkern-Öl
Kraftfutter setzen Landwirte insbesondere ein, um zu erreichen, dass ihre Milchkühe mehr Milch geben. Es gibt jedoch auch Milchviehbestriebe, die es schaffen, ohne die Zugabe von Kraftfutter auszukommen. Studien haben gezeigt, dass eine gute Milchleistung der Kühe allein mit Grundfutter möglich ist. Dafür müssen die Landwirte unter anderem auf qualitativ hochwertiges Grundfutter und eine optimale Futteraufnahme achten. Gleich gute Gewinne oder sogar höhere Gewinne als mit der Zufütterung sind auf diese Weise möglich.
Warum die Fütterung so kompliziert ist, hängt auch mit der Verdauung des Rindes zusammen. Es gehört zu den Wiederkäuern und besitzt nicht wie wir Menschen und andere Säugetiere nur einen Magen, es hat gleich vier davon. Und jeder der vier Mägen ist wichtig, denn jeder ist für etwas anderes verantwortlich.
Vier Mägen zerkleinern die schwer verdauliche Kost
Ein Rind hat nur im Unterkiefer Zähne. Am Oberkiefer findet sich anstelle der Zähne eine Hornplatte. Daher kaut die Kuh anders als der Mensch. Zunächst zerkleinert sie grob die gerupfte Nahrung, bevor es mit Speichel hinab zum Magentrakt des Wiederkäuers geht. Der Magen der Kuh besteht wie bei allen Wiederkäuern aus vier Abschnitten.
Der erste Magen ist der Pansen, dann folgen Netz-, Blätter- und Labmagen
Das grob zerkleinerte Futter gelangt erstmal in den sehr großen Pansen. Er bietet Platz für ungefähr 50 Kilogramm Futter. Hier leben zahlreiche Mikroorganismen wie Bakterien, die Kohlenhydrate in Stoffe abbauen können, die die Pansenwand wiederum resorbieren kann. Auf diese Art ist es dem Wiederkäuer möglich, Kohlenhydrate wie z. B. Zellulose aufzuschließen, die Tierarten mit nur einem Magen nicht verdauen können.
Gemeinsam mit dem Netzmagen sorgt der Pansen dafür, dass der Nahrungsbrei zerkleinert und gemischt wird und zum Wiederkäuen wieder in die Mundhöhle hochgewürgt wird. Beim Wiederkäuen geht es nicht nur um das weitere Zerkleinern der Nahrung. Vielmehr fügt die Kuh hier genügend Speichel hinzu, um das Säurelevel des Pansens aufrechtzuerhalten. So bleibt der pH-Wert im Pansen trotz der von den Bakterien produzierten Säure in einem neutralen Bereich.
Der Netzmagen transportiert ausreichend fein zerkleinerten Nahrungsbrei weiter in den Blättermagen. Der Blättermagen presst den Nahrungsbrei zwischen seinen Blättern aus und resorbiert das Wasser.
Der eingedickte Brei gelangt nun schließlich in den letzten der vier Mägen, den Labmagen, der unserem einhöhligen Magen ähnelt. Im Labmagen senkt Salzsäure den pH-Wert und Enzyme sorgen dafür, dass insbesondere Eiweiße und Fette verdaut werden.
BEACHTE: Raufutter wie Heu oder Gras ist für die Kuh lebenswichtig. Wenn das Wiederkäuen nicht richtig stattfindet, fließt weniger Speichel in den Magen und der pH-Wert im Pansen wird viel zu niedrig, das heißt der Panseninhalt wird zu sauer.
Darum ist gutes Futter für Kühe so wichtig
Gute Ernährung sorgt nicht nur für glückliche Tiere. Es hat auch direkten Einfluss auf die Gesundheit der Rinder. Eine junge Kuh, die gut gefüttert wird, wächst sogar besser.
Gutes Futter und seine Auswirkungen:
- Verbessertes Fressverhalten: Lieblingsfutter steigert den Appetit
- Tiergesundheit: weniger Kosten für Tierarzt oder Notschlachtungen
- Milchleistung: Ausnutzung des ganzen Potenzials der Tiere
- Perfekt abgestimmte Nahrungsmittel: rascheres Wachstum
Wieviel fressen Kühe und wie oft fressen Kühe?
Eine Kuh frisst in der Regel zwischen 50 und 80 Kilogramm Frischmasse am Tag. Bei höherer Leistung bekommt sie zusätzlich Kraftfutter, das bis zu 2 Kilogramm pro 100 Kilogramm ihres Gewichts ausmachen kann. Bis zu 14 Mahlzeiten täglich sind angeblich nichts Ungewöhnliches für die Kuh. Durch das ständige Wiederkäuen scheint sie den ganzen Tag zu fressen.
Wie viel trinken Kühe am Tag?
Milchkühe trinken im Sommer bis zu 150 Liter Wasser am Tag. Interessant ist ihr Trinkverhalten, denn sie trinken selten, aber viel: In 30 Sekunden schaffen sie bis zu 10 Liter. Mancher Kuh reicht es daher, wenn sie nur dreimal pro Tag trinkt.
WICHTIG: Wasser gilt als das wichtigste Lebensmittel für Rinder. Es muss den Tieren immer in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen. Die Viehtränke muss häufig kontrolliert und ggf. aufgefüllt werden, um jederzeit genug frisches Wasser zu bieten.
Was fressen Kühe im Winter?
Der Landwirt denkt bereits während des Sommerhalbjahrs an die Versorgung seiner Tiere im Winter. Er macht für die kalten Wintermonate zum Beispiel den Grasschnitt haltbar und trocknet es zu Heu oder macht daraus Silage. Das Heu und die Grassilage sind lange haltbar und dienen den Kühen als Grundfutter im Winter. Der Landwirt kann es ihnen bestens über Heuraufen für Rinder präsentieren. Mithilfe dieser und weiterer nährstoffreicher Futtermittel gewährleisten die Tierhalter, dass ihre Rinder auch in der dunklen Jahreszeit gut versorgt sind.
Mineralfutter ergänzt die Fütterung
Mineralfutter ist mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert. Um die vielen Liter Milch zu geben, ohne Mangelerscheinungen zu bekommen, brauchen Milchkühe die passende Mineralfuttermenge für ihre Futterration. Diese hängt unter anderem davon ab, wieviel Mineralstoffe das betriebseigene Futtermittel enthält. Dafür sind verschiedene Faktoren wie zum Beispiel der Erntezeitpunkt oder die Konservierungsart (Heu, Silage) verantwortlich. Außerdem ist der Mineralfutterbedarf an den Zeitpunkt der Laktation und den Gesundheitszustand der einzelnen Kuh gebunden. Der Landwirt kann sein Grundfutter analysieren lassen, um dann ein geeignetes Mineralfutter zu wählen.
HINWEIS: In unserem Ratgeber „Milchfieber bei der Kuh – Was ist das?“ erfährst du, was passieren kann, wenn der Haushalt des Mineralstoffs Kalzium bei der Kuh entgleitet.
Quellenangaben:
agrarnetz.com/thema/milchkuehe
milcherzeugerverband-bayern.de/themen/rubrik-fuer-verbraucher/rund-ums-rind/was-fressen-kuehe
dialog-milch.de/kraftfutter-milchkuehe/
biohandel.de/markt-branche/weniger-kraftfutter-mehr-artenvielfalt
schweizerbauer.ch/pflanzen/futterbau/wer-frisst-was/
landschafftleben.at/lebensmittel/milch/herstellung/fressen-ausscheiden-duengen-fressen
kuhparadies.de/kuh/futter.php
agrarforschungschweiz.ch/2020/07/was-frisst-die-einzelne-kuh-auf-der-weide/
bioaktuell.ch/tierhaltung/rindvieh/milchviehhaltung/fuetterung-milchvieh/mineralstoff-milchvieh.html
topagrar.com/dl/2/9/3/5/1/8/1/TR_020_022_01_05.pdf
proplanta.de/Rind/Rinder-Futteraufnahme-Fuetterung_Tier1212180033.html
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