Neue Wende im Fall Schwarz: Päpstlicher Visitator Lackner ruft Bischof Elbs zu Hilfe

Archivbild: Der Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs bei seiner Bischofsweihe 2013
Archivbild: Der Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs bei seiner Bischofsweihe 2013APA/DIETMAR STIPLOVSEK
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"Presse"-exklusiv: Ein weiterer Bischof wird die Vorwürfe gegen den nach St. Pölten strafversetzen Amtsbruder Alois Schwarz untersuchen. Salzburgs Erzbischof Franz Lackner will mit dem Vorarlberger Bischof Benno Elbs in die Kärntner Diözese reisen. Elbs ist ausgebildeter Psychotherapeut.

Neue Wende in dem an Wendungen nicht gerade armen Fall Alois Schwarz. Nun soll ein weiterer Bischof in die Ermittlungen gegen den früheren Kärntner Bischof eingeschaltet werden. Wie die "Presse" exklusiv erfährt, hat sich der vom Papst knapp vor Weihnachten als Visitator ernannte Salzburger Metropolit Franz Lackner zu diesem höchst ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Er hat um Unterstützung durch den Vorarlberger Amtsbruder Benno Elbs gebeten.

Die Entscheidung macht Sinn. Schließlich ist Elbs nicht nur Bischof, sondern auch ausgebildeter Psychotherapeut. In der von Schwarz mehr als zehn Jahre geführten Diözese Gurk-Klagenfurt hat es aber offenbar, wie die Ereignisse des letzten halben Jahres deutlich zeigen, eine Vielzahl von Verwundungen gegeben. Und Elbs war auch schon einmal in einschlägiger Mission unterwegs.

Gespräch zwischen Kontrahenten gescheitert

Bei der Bischofskonferenz im vergangenen Spätherbst musste er ein Gespräch zwischen Bischof Schwarz und dessen Interims-Nachfolger, dem Kärntner Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger moderieren. Ohne allzu großen Erfolg allerdings. Guggenberger hat gegen seinen früheren Vorgesetzten Schwarz in Kärnten eine Untersuchung eingeleitet und zuletzt den Bericht gegen den Willen Roms veröffentlicht.

Justiz ermittelt

Wesentlichste Kritikpunkte: Schwarz sei wegen dessen Nähe zu einer (für Kirchenverhältnisse ungewöhnlich hoch entlohnten) Mitarbeiterin im Zusammenhang mit dem Zölibat erpressbar gewesen, er habe das Bistum mit 1,9 Millionen Euro Schulden hinterlassen und Kontrollmechanismen, die im Kirchenrecht vorgesehen sind, außer Kraft gesetzt. In diesem Zusammenhang ermittelt auch die Grazer Oberstaatsanwaltschaft gegen den Bischof wegen des Verdachts der Untreue.

Weitere hochrangige Helfer im Untersuchungs-Team

Darüber hinaus sollen drei weitere hochrangige Helfer Lackner bei der Visitation helfen: der in München lehrende Kirchenrechtler Helmuth Pree, der auch dem päpstlichen Rat für Gesetzestexte zuarbeitet sowie der Wirtschaftsexperte Christian Lagger, Chef des Grazer Krankenhauses der Elisabethinnen. Der Moraltheologe Josef Spindelböck aus St. Pölten erklärte unterdessen via Facebook, entgegen früherer Meldungen, nicht angefragt worden zu sein. Noch nicht? 

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