Zwischen Abkühlung und Erwärmung: Rolle des Feinstaubs für das Klima

Podiumsdiskussion am Dienstag, 17. Oktober zur Wirkung von natürlicher und vom Menschen verursachter Luftverschmutzung auf die Umwelt

Am Dienstag, 17. Oktober, 19 Uhr veranstaltet der Forschungsverbund Umwelt der Universität Wien in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien eine Podiumsdiskussion zum Thema "Wie Feinstaub das Klima beeinflusst". Die Physikerin Bernadett Weinzierl von der Universität Wien hält einen Impulsvortrag, wie die kleinen Teilchen in der Luft, sogenannte Aerosolpartikel, sowohl zur Abkühlung wie auch zur Erwärmung der Luft und unseres Klimas beitragen. Im Anschluss diskutiert Weinzierl mit KollegInnen, darunter Ina Tegen vom deutschen Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, über die Klimarelevanz der Aerosolpartikel für die Klimamodellierung, aber auch für Gesellschaft und Politik.

Ob Wüstenstaub, Vulkanasche, Ruß oder Luftverschmutzung aus Verkehr und Industrie: Milliarden Tonnen natürlicher wie auch vom Menschen verursachter Aerosolpartikel, landläufig als Feinstaub bezeichnet, werden jährlich in die Atmosphäre abgegeben. Die Teilchen legen in der Atmosphäre oft Tausende von Kilometern zurück und können sich damit weit entfernt von ihrer Emissionsquelle ansammeln. "Generell haben die Aerosolpartikel global betrachtet abkühlende Effekte; doch lokal kann es auch zu starker Erwärmung kommen. Wie sich die Partikel auf die umgebenden Luftschichten und letztlich unser Klima auswirken, bestimmen die Größe der Partikel, ihre chemische Zusammensetzung, ihre Form wie auch ihre Konzentrationen", sagt Bernadett Weinzierl, Professorin für Aerosol- und Clusterphysik.

Sorgen die Partikel für eine Streuung der auf sie eintreffenden Sonnenstrahlung, kommt es zur Abkühlung der darunterliegenden Erdoberfläche. Bei Absorption von Sonnenlicht durch die Partikel führt dies zur Erwärmung der umgebenden Luftschicht. Weinzierl unternimmt regelmäßig Messflüge, oft in Zusammenarbeit mit Kollegen der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR, um dem Einfluss der Aerosole auf das Klima nachzuspüren.

"Ungefähr 20 bis 40 Prozent der gesamten Masse der atmosphärischen Aerosole sind vom Menschen verursacht. Weltweit ist der Großteil natürlichen Ursprungs", sagt Ina Tegen, Expertin für die Modellierung von atmosphärischen Prozessen am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig. Tegen war an der Entwicklung des ersten globalen Computermodells beteiligt, das die Auswirkungen von Wüstenstaub auf die Strahlungseigenschaften der Atmosphäre und damit auf das Klima berechnet: "Wir wollen die Wechselwirkungen zwischen Aerosolpartikeln, Wolken und solarer Strahlung besser verstehen. Diese Prozesse sind bis heute immer noch zu wenig bekannt, um in den Klimamodellen korrekt berücksichtigt zu werden."

Kleine Partikel mit großer Wirkung
Wie verhält sich der Klimaeinfluss von Aerosolpartikeln im Vergleich zu jenem von Treibhausgasen? Sind bestehende Klimamodelle mit dem neuen physikalischen Wissen aufzurüsten und bestehende Grenzwerte für Feinstaub zu überdenken? Die Wirkung von Luftverschmutzung auf das Klima und Herausforderungen für Gesellschaft und Politik diskutieren die Aerosolforscherinnen gemeinsam mit dem Soziologen Yuri Kazepov von der Universität Wien, Leiter eines abgeschlossenen EU-Projektes zur gesellschaftlichen Wahrnehmung von Luftverschmutzung in der EU, sowie mit dem Feinstaub-und Klimaexperten Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt.

Die Podiumsdiskussion ist die zweite im Rahmen der Veranstaltungsserie "Umwelt im Gespräch", organisiert vom Forschungsverbund Umwelt – Netzwerk für Umweltwissenschaften der Universität Wien. Mit "Umwelt im Gespräch" möchte der Forschungsverbund in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien aktuelle Herausforderungen im Umgang mit unserer Umwelt aufgreifen und wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für das gesellschaftliche Handeln bereitstellen.

Veranstaltung: Wie Feinstaub das Klima beeinflusst
Zeit: Dienstag, 17. Oktober 2017, 19 Uhr
Ort: Naturhistorisches Museum Wien, 1010 Wien, Maria-Theresien-Platz (Haupteingang)

Begrüßung durch Christian Köberl, Generaldirektor NHM Wien, Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien, und Thilo Hofmann, Leiter Forschungsverbund Umwelt

Einführungsvortrag Bernadett Weinzierl, Professorin für Aerosol- und Clusterphysik an der Universität Wien: "Aerosolpartikel – kleine Teilchen mit großer Wirkung"

Im Anschluss Podiumsdiskussion:
Yuri Kazepov, Professor für Internationale Stadtforschung an der Universität Wien, Jürgen Schneider, Feinstaub- und Klimaexperte im Umweltbundesamt, Ina Tegen, Professorin für die Modellierung atmosphärischer Prozesse am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig sowie Bernadett Weinzierl, Professorin für Aerosol- und Clusterphysik an der Universität Wien

Die PodiumsteilnehmerInnen stehen MedienvertreterInnen bei Interesse für Interviews zur Verfügung.

Wissenschaftlicher Kontakt

Univ-Prof. Dr. Bernadett Weinzierl

Aerosolphysik und Umweltphysik
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1090 - Wien, Boltzmanngasse 5
+43-1-4277-734 12
+43-664-602 77-734 12
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Rückfragehinweis

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