Die Elektromobilität findet Schritt für Schritt mehr Nutzer. Doch Fahrzeugbrände haben für E-Autofahrer und Kaufinteressierte verunsichert. Im Februar 2021 brannte ein VW Golf GTE Plug-in-Hybrid in Hessen mit nur wenigen Hundert Kilometern Laufleistung. In Vorarlberg (Österreich) fing kurze Zeit später ein Renault Zoe Feuer. Zuletzt brannte im niederländischen Groningen ein VW ID.3 aus. Eine Kommune in Franken hat zeitweise E-Autos aus Tiefgaragen verbannt. Jüngst stand der Verdacht im Raum, dass man E-Autos besser nicht auf Schiffen transportieren sollte.
Besorgte Autofahrer stellen sich daher die Frage: Geht von Elektroautos und Hybridmodellen eine besondere Gefahr aus? Mehr noch: Eine Umfrage von Statista ergab, dass 35 Prozent der Teilnehmer Elektroautos für am gefährlichsten halten, wenn es um Brände geht. Benziner halten zehn Prozent für gefährlich, bei Dieseln sind es gerade vier Prozent. Besonders selten, so die Befragten, brennen ihrer Meinung nach Wasserstofffahrzeuge oder Autos mit Hybridantrieb (jeweils drei Prozent).

In Planung: Batteriebrand-Frühwarnsystem

Aktuell wird an einem Frühwarnsystem gearbeitet, das die Gefahr von Unfällen minimieren kann: Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt eine Sensorik, die gefährliche Fehlfunktionen in den Akkuzellen frühzeitig registriert. Mehr noch: Das gefürchtete "thermische Durchgehen" mit anschließender Feuersbrunst und Totalverlust des E-Autos ließe sich damit wohl vermeiden. 
Die neuartige Sensorik misst den Wechselstromwiderstand innerhalb der Zelle, der eine Anomalie frühzeitig abbildet. Partner des BAM ist dabei der Zulieferer Vitesco Technologies aus Regensburg. Diverse Untersuchungen belegen laut BAM, dass sich jeder Defekt, sei es durch Materialfehler oder Unfallschaden, durch einen veränderten Wechselstromwiderstand äußert. Das Messen des Widerstands, Impedanz genannt, ist zwar schon seit längerem möglich – allerdings nur mit langer Vorlaufzeit. Gefragt ist also eine Methodik, die das Verfahren derart beschleunigt, dass es Teil des Batteriemanagement-Systems (BMS) werden kann.

Nano-Schnüffelnase registriert verdächtige Gase

Ein weiteres vielversprechendes Verfahren zur Früherkennung von Batteriebränden hat das Unternehmen "SmartNanoTubes" vorgestellt. Das Startup aus Sachsen entwickelt gemeinsam mit dem Spezialisten für Hardware-Miniaturisierung Linxens einen Schnüffel-Sensor, der Ausgasungen am Akku frühzeitig registriert. Das soll "mehrere Minuten vor dem thermischen Durchgehen, in einigen Fällen sogar bis zu 20 Minuten vorher" möglich sein.
SmartNanoTubes hat nach eigenem Bekunden den weltweit ersten Geruchsdetektor-Chip für den Massenmarkt entwickelt. Diese elektronische Nase "Smell iX16" ahmt das menschliche Geruchsempfinden nach. Über eine Nanostruktur werden Substanzen registriert, über maschinelles Lernen wird die zugrundeliegende Software auf das Erkennen bestimmter Stoffe trainiert. SmartNanoTube zufolge wurde der Chip, der nur 7x7 mm groß ist, bereits getestet. Der Hersteller nennt als oberen Zeitrahmen für eine Marktreife zehn Jahre, hofft aber, diesen verkürzen zu können.

Sind E-Autos feuergefährdeter als Verbrenner?

Die Experten sind sich einig: Grundsätzlich sind elektrifizierte Fahrzeuge bei sogenannten Unfallfolgebränden nicht mehr oder weniger gefährlich als Autos mit Verbrennungsmotor, weil sie den gleichen Sicherheitsstandards genügen.

E-Autos sind in etwa so gefährlich wie Verbrenner

Laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherer (GDV) stützt der Blick in die Schadenstatistiken die Angst vorm E-Antrieb nicht. Das sehen auch die Unfallforscher der DEKRA und die Experten der Allianz so.
Aktuelle Elektroautos und moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor besitzen in etwa die gleiche Brandlast, weil hier wie dort jede Menge Kunststoff an Bord verbaut ist.

Neue Anforderungen für Rettungskräfte

Der Antrieb ist eher zweitrangig. E-Autos und Hybride stellen die Rettungskräfte bei einem Unfall vor neue Herausforderungen, weil es immer noch nur wenig Erfahrung mit verunfallten und in Brand geratenen E-Autos gibt.
Die Herausforderung ist aber laut dem Deutschen Feuerwehrverband (DFV) nicht größer als beispielsweise bei einem gasbetriebenen Fahrzeug. Dass E-Autos aus Tiefgaragen verbannt werden, das können die Versicherer nicht nachvollziehen.

VW Golf 8 GTE ausgebrannt (2021): Hybrid - Feuer - Info

Neuer Golf GTE fängt plötzlich Feuer

Bild: AUTO BILD / Andreas May
Das Fazit der bisherigen Erkenntnisse: Autofahrer können sich im E-Auto ebenso sicher fühlen wie in einem Auto mit konventionellem Antrieb. Hier kommen detaillierte Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Brandgefahr von E-Autos:

Wie gut sind Elektroautos gegen Feuer geschützt?

Alle Fahrzeuge mit Straßenzulassung müssen ein Höchstmaß an aktiver und passiver Sicherheit für Passagiere und mögliche Unfallgegner bieten. Deshalb sind E-Autos und Hybride mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet, vom Airbag bis zur Notfallbremse. Das Batteriepaket wird gut geschützt im Wagenboden eingebaut, wasserdicht verschlossen und zusätzlich verstärkt.
Elektroautos sind darüber hinaus eigensicher ausgelegt. Das bedeutet, dass der Stromfluss im Fall eines Defekts sofort unterbrochen wird. Registriert die Sensorik eines E-Autos einen Crash, wird automatisch die Verbindung zwischen der Batterie und anderen Hochvolt-Komponenten getrennt. Daher kann (und sollte) jeder, der Zeuge eines Unfalls mit einem Elektroauto wird, im Rahmen seiner Möglichkeiten Erste Hilfe leisten. Die Angst vor einem Stromschlag ist unbegründet.

Geraten E-Autos bei Crashtests leichter in Brand?

Sowohl bei den Euro-NCAP-Crashtests als auch bei Crashversuchen des ADAC haben die meisten aktuellen E-Modelle hervorragend abgeschnitten. Ergebnis: Das höhere Gewicht der E-Autos stellt weder für die Insassen noch für andere Verkehrsteilnehmer ein Risiko dar. In sämtlichen Crashtests reagierte das Abschaltsystem binnen Millisekunden und trennte die Verbindung zwischen Batterie und anderen E-Komponenten. Bei der Deformation der Karosserie wurde kein Akkupaket beschädigt. Daher bestand keine erhöhte Brandgefahr.
Forscher der Universität Göttingen gingen gemeinsam mit der DEKRA noch weiter, als es der Gesetzgeber verlangt. Sie ließen vier E-Autos mit 60 bis 84 km/h seitlich gegen einen Pfahl krachen. Der Unfall ist vergleichbar mit einem Zusammenstoß mit einem Baum auf einer Allee – und er fordert alle Sicherheitssysteme maximal heraus. Dazu kommt, dass das Akkupaket im Fahrzeugboden bei einem Seitenaufprall besonders empfindlich ist. Dennoch lautete das Ergebnis auch hier: keine Unterschiede zum Verbrenner!

Von welchem Antrieb geht die größte Brandgefahr aus?

Eine Studie des amerikanischen Versicherers AutoinsuranceEZ ergab, dass gerade 25 von 100.000 versicherten Autos mit batterieelektrischem Antrieb brennen. Bei Verbrennern sind es 1530 von 100.000 Fahrzeugen. Die Überraschung: Bei den Plug-in-Hybriden stellt sich die Situation anders dar. Da gingen 3474 von 100.000 Einheiten in Flammen auf.
Von den rund 50 Millionen Fahrzeugen in Deutschland mit konventionellem Antrieb brennen pro Jahr rund 15.000.

Wie entstehen Fahrzeugbrände beim E-Auto?

Was die möglichen Brandursachen betrifft, unterscheiden sich E-Auto und Verbrenner wohl weniger als angenommen. Technische Fehler beim Einbau von Komponenten, unsachgemäße Wartung und heftige Crashs können hier wie dort zu einem Fahrzeugbrand führen. Dazu kommen beim Elektroauto die Eigenheiten spezieller Baugruppen, etwa der Lithium-Ionen-Akkus. Selbstentzündungen ohne externen Einfluss sind äußerst selten. Ein Elektrofahrzeug kann ohne Probleme in der Tiefgarage geparkt und dort geladen werden, eine professionelle Installation der Ladeinfrastruktur vorausgesetzt.
Werden dagegen bei einem Aufprall die Schutzmechanismen des Akkus beeinträchtigt und das Batteriepaket verformt, kann das zu großer Hitze führen, die eine oder mehrere Batteriezellen entzündet. Diese Energiefreisetzung findet im Unterschied zum Verbrenner aber nur im Inneren des Akkus statt.
Lennart Hinrichs vom Anbieter für Batterieanalytik-Sortware Twaice identifiziert gegenüber AUTO BILD die folgenden möglichen Hauptursachen für Batteriebrände: Auf der einen Seite kann zum Beispiel ein Mangel am Akku vorliegen, etwa eine Fehlfunktion des Batteriemanagement-Systems. Die könnte in eine Überladung münden und würde übermäßige Hitze in der Batterie verursachen und ggfs. weitere Reaktionen auslösen. Zu den Mängeln am Akku würden auch Fehler bei der Herstellung zählen.
Eine Nutzung im Grenzbereich kann den Gesundheitszustand der Batterie langfristig beeinträchtigen und zum Beispiel zu einer Schwellung führen, die die Batterie potenziell für Brände anfälliger macht.

Fällt das Kühlsystem aus, droht Brandgefahr

Zum äußeren Risikobereich ringsherum um die Batterie zählt zum Beispiel das Kühlsystem. Das ist darauf ausgelegt, die Temperatur zwischen 20 und 40 Grad Celsius zu halten. Fällt das Kühlsystem länger aus, kann das zu beschleunigter Alterung oder im schlimmsten Fall zu einem Brand führen. Werden die Kabel in einem E-Auto extrem beansprucht und unsachgemäß gewartet, sind Kabelbrände nicht auszuschließen.
Eine mögliche Folge ist der sogenannte "Thermal Runaway", das thermische Durchgehen der Batterie. Dabei erhitzt und als Folge entflammt eine Zelle die nächste, das Feuer kann in den meisten Fällen nicht einfach gelöscht werden – die Batterie muss stattdessen von außen gekühlt werden. Elektrolyt und Grafit verbrennen, das führt zu hellgrauen und schwarzen Rauchwolken. Wenn der Elektrolyt verdampft, entstehen Stichflammen. Doch die sichtbaren Flammen zu ersticken, reicht nicht. Selbst wenn eine Zelle gelöscht ist, kann sie von einer benachbarten wieder entzündet werden.

Die Feuerwehr muss ein E-Auto nach dem Löschen 24 Stunden beobachten

Anders als beim Verbrenner endet die Arbeit der Feuerwehr bei einem E-Auto deshalb nicht, wenn das Fahrzeug gelöscht ist. Der Wagen muss 24 Stunden lang abgestellt und beobachtet werden, um sicherzugehen, dass chemische Reaktionen in der Batterie das Feuer nicht neu entfachen. Aus Sicht der Retter hat das E-Auto gegenüber dem Verbrenner im Falle eines Feuers auch einen Vorteil: Normalerweise kann sich der Brand nicht über das Fahrzeug hinaus ausbreiten. Der Grund: Es gibt keinen brennbaren Kraftstoff, der auslaufen kann.
Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, dass ein elektrifiziertes Auto mit fehlerhaften Batteriezellen ausgeliefert wird. Wahrscheinlicher ist nach Ansicht vieler Experten aber, dass es beim Zusammenbauen der Akkupakete zu Fehlern kommen kann. Dieses Zusammenfügen der Batteriezellen zum Akku ist noch nicht bei allen Herstellern voll automatisiert und verlangt daher nach Handarbeit – die eine höhere Fehlerwahrscheinlichkeit hat als die Arbeit von Robotern.

Sind E-Autos schwieriger zu löschen als Verbrenner?

Wenn man nach dem Brandrisiko moderner Fahrzeuge fragt, sehen Feuerwehren das Problem nicht in der Antriebsart. E-Autos brennen nur anders als Verbrenner. Ob sich eine Hochleistungsbatterie oder viele Liter Kraftstoff an Bord befinden, macht für Feuerwehrmitarbeiter keinen großen Unterschied. Die gespeicherten Energiemengen ähneln sich. Die zahllosen verbauten Teile aus Kunststoff haben dagegen die sogenannte Brandlast in den vergangenen 30 bis 40 Jahren stark in die Höhe getrieben. Mehr Kunststoff führt bei einem Fahrzeugbrand zu mehr Freisetzung von Hitze und zu mehr Rauchbildung. Diese Rauchgase sind giftig. Daher bekämpft die Feuerwehr jeden Fahrzeugbrand mit Atemschutz.

Wie löscht man brennende Elektroautos?

Der Brand eines Elektro- oder Hybridautos stellt die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen. Beim Löschen des Feuers ist die Menge an benötigtem Löschwasser größer. Löschschaum kann beim batterieelektrischen Auto nicht eingesetzt werden. Die auf Verkehrsunfälle spezialisierten Löschfahrzeuge führen meist 1600 bis 2000 Liter Wasser an Bord mit. Das reicht für den Brand eines Verbrenners vollkommen aus. Doch um den brennenden Akku eines Elektroautos zu kühlen, werden oft zwischen 3000 und 11.000 Liter Wasser gebraucht. Dementsprechend mehr Fahrzeuge und Personal müssen in den Einsatz. Die Batterien sind wasserdicht und thermisch geschützt im Wagenboden untergebracht. 
Zur Brandbekämpfung bei Elektroautos hat sich der Lösch-Container etabliert. Das ist eine Metallbox (alle Seiten geschlossen), die mit Wasser gefüllt ist. In sie wird das Elektroauto hineingetaucht – und dort so lange belassen, bis sich der Akku abgekühlt hat. Nachteil des Containers: Die Anschaffungskosten sind sehr hoch, rund 70.000 Euro. Und es werden bis zu 10.000 Liter Wasser benötigt, so viel steht möglicherweise nicht immer zur Verfügung.
Alternative: Ein feuer- und wasserfester Sack, der über das Elektroauto gestülpt wird. Dazu muss der Wagen angehoben werden. Anschließend wird die riesige Hülle drübergezogen, fixiert und geflutet. Hier sind nur etwa 2000 Liter Wasser notwendig. Mehrere Hersteller bieten ein solches System an, das "E-Vehicle Isolation System" zum Beispiel kostet 6000 Euro. Der "Recover-E-Bag", ebenfalls eine deutsche Produktion, kostet sogar nur 2000 Euro.
E-Auto nach Brand Bergung
Eine von mehreren Methoden, ein brennendes E-Auto zu löschen: ein feuer- und wasserfester Sack, der über das Elektroauto gestülpt wird.
Bild: Harald Almonat / AUTO BILD

Die Anwendung ist allerdings anspruchsvoller als die vom Container: Der Brand muss auf 70 Grad heruntergekühlt worden sein. Anschließend müssen Feuerwehrleute als Verpacker möglichst schnell, aber zugleich akkurat das Auto einsacken. Dann übernimmt ein Abschleppwagen das Paket.
Eine sogenannte Löschlanze wird ins Batteriepaket gesteckt und kann den Akku von innen mit Wasser füllen. Doch die Feuerwehren raten von einem solchen Instrument ab, wenn keine Kenntnis über den speziellen Akku besteht. Sonst besteht die Gefahr, dass mehr Schaden als Nutzen angerichtet wird. Für Werksfeuerwehren, die mit den Anwendungsfällen vertraut sind, sei die Löschlanze hingegen eine Option.

Berstscheiben brechen bei Überdruck, das kann die Feuerwehr nutzen

Die meisten Lithium-Ionen-Akkuzellen sind mit sogenannten Berstscheiben ausgestattet. Bei Überdruck in der Zelle öffnet sich eine Druckentlastungsöffnung in der Außenhaut des Akkupakets. Diese kann die Feuerwehr zum Bekämpfen des Feuers nutzen. Renault hat die Batterie des Zoe mit einem "Fireman Access" ausgestattet – das ist praktisch ein Einfüllstutzen für Löschwasser. Die Batterie eines E-Autos enthält hochgiftige Substanzen, die auf keinen Fall ins Grundwasser sickern dürfen. Auch das müssen die Einsatzkräfte sicherstellen.
Nicht zuletzt muss die Feuerwehr im korrekten Umgang mit einem brennenden E-Auto geschult sein. Diese Schulungen finden bundesweit statt. Doch nicht alle kleinen Wehren sind schon auf dem gleichen Wissensstand wie die Kollegen aus der Metropole. Immerhin: Tests von Schweizer Forschern haben ergeben, dass Belüftungssysteme in Tunneln mit der Rauchentwicklung eines E-Auto-Brands nicht überfordert sind.

Was können E-Auto-Fahrer tun, um Brandgefahren zu vermeiden?

E-Auto-Fahrer können selbst viel für ihre Sicherheit und die ihrer Fahrzeuge tun, wenn sie stets mit intakten Kabeln an einem geeigneten Netz laden. Defekte Ladekabel können genauso zu einem Fahrzeugbrand führen wie das ständige Laden an einer nicht ausreichend auf den Bedarf des Autos ausgelegten Stromquelle.

Wie sollte man sich beim Brand eines E-Autos verhalten?

Übermäßige Sorgen wegen brennender Elektroautos sind unbegründet. Grundsätzlich ist auch Pannenhilfe möglich. Alle E-Fahrzeuge verfügen über Sicherungen, die bei einem Defekt die Hochvolt-Systeme trennen. Wer mit einem liegengebliebenen Elektroauto konfrontiert ist, muss nur dringend die Finger von allen orangefarbenen Kabeln lassen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, einen Gelben Engel zur Hilfe zu rufen: Die Pannenhelfer des ADAC sind im Umgang mit E-Autos geschult und wissen Rat. Auch vor Erster Hilfe sollte niemand zurückschrecken. Wer seine eigene Sicherheit im Auge behält, der kann einem Elektroautofahrer genauso helfen wie dem Fahrer eines verunfallten Fahrzeugs mit Verbrenner. Für jeden Autofahrer ist es sinnvoll, einen kleinen Handfeuerlöscher für den Notfall an Bord zu haben. Doch gilt es im E-Auto-Brandfall unbedingt zu beachten: Finger weg von Handlöschern mit Löschwasser! Der nötige Sicherheitsabstand von einem bis fünf Metern zum Auto kann nicht eingehalten werden.
E-Auto-Fahrer können einen sich möglicherweise ankündigenden Brand am Geruch, an knatternden Geräuschen, an Rauchentwicklung aus der Batterie, an einer merklichen Temperaturerhöhung des Batteriegehäuses über einen langen Zeitraum und an Funkenflug sowie Stichflammen erkennen. Außerdem können sie die Rettungskräfte von vornherein unterstützen, indem sie im Fahrzeug eine Rettungskarte mitführen. Darin wird aufgelistet, welche Systeme sich an Bord befinden und wie diese manuell am leichtesten auszuschalten sind. Die Karten zeigen außerdem, wo die Retter ihre Schneidewerkzeuge am besten ansetzen sollten, um eine eingeklemmte Person zu befreien. Der beste Platz zum Aufbewahren dieser Karte ist hinter der Sonnenblende. Dort schaut die Feuerwehr zuerst nach.

Sollten E-Autos aus Tiefgaragen verbannt werden?

Laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherer (GDV) ist das nicht nötig. Die Versicherer stellen klar, dass die Schadenstatistik von elektrifizierten Fahrzeugen Ängste vor dem E-Antrieb nicht rechtfertigt. Im Gegenteil! Die Brandlast von E-Autos ist etwa genauso hoch wie beim Verbrenner.
Brände in geschlossenen Räumen zu bekämpfen, ist für die Rettungskräfte unabhängig vom Brandherd eine Herausforderung. Das liegt sowohl an den hohen Temperaturen als auch an den freigesetzten Rauchgasen. Doch dafür sind die Feuerwehren mit Atemschutz ausgerüstet, Tiefgaragen mit Sprinkleranlagen und Entrauchungssystemen. Die Arbeit der Retter wird leichter, wenn Parkmöglichkeiten gut zugänglich sind und sich die Ladeinfrastruktur für elektrifizierte Autos beispielsweise in der Ein- und Ausfahrt-Ebene befindet.

Schiffe sind auch geschlossene Räume. Was gilt da?

2022 brannte der Autofrachter "Felicity Ace", kürzlich stand die "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste in Flammen. Da stellen sich die beteiligten Logistikunternehmen und Versicherer natürlich die Frage, ob das vorhersehbar gewesen wäre.
Eine Ende Mai 2023 veröffentlichte Studie der Allianz weist deutlich auf ein erhöhtes Brandrisiko beim Transport von E-Autos auf Schiffen hin. Demnach waren Brände 2022 der Hauptgrund für Verluste von Schiffen. Laut der Allianz-Studie sei der Transport von E-Autos und sonstigen batteriebetriebenen Gütern für das gestiegene Brandrisiko verantwortlich.
Lithium-Ionen-Akkus können durch Produktionsdefekte, beschädigte Zellen, Überladungen oder Kurzschlüsse in Brand geraten. Akku-Brände stellen die Rettungskräfte schon an Land vor besondere Herausforderungen. Von einem Schiffsbauch nicht zu reden.
Viele Schiffe verfügen laut Allianz offenbar noch nicht über ausreichende Sicherheitsmaßnahmen, um Akkubrände auf hoher See zu bekämpfen – es gebe weder Frühwarnsysteme noch Löschanlagen.

Können Autohersteller Rettern die Arbeit erleichtern?

Ja. Indem sie ihre Elektroautos mit einheitlichen Schutzsystemen ausstatten. Wenn die Feuerwehr bei einem Brand oder einem Auffahrunfall erst das Löschsystem identifizieren und nach dem Zugang fürs Wasser suchen muss, geht wertvolle Zeit verloren. Ideal wären einheitliche und sogar automatisch auslösende Systeme.

Zahlt die Versicherung bei einem E-Auto-Brand?

Bei Abschluss einer Vollkasko- oder Teilkasko-Versicherung kommt diese für alle Schäden am Fahrzeug auf, die durch einen Brand verursacht wurden. Beschädigt ein brennendes Auto die Garage, muss das die Haftpflicht des Kfz-Versicherers übernehmen. Das entschied der Europäische Gerichtshof im Jahr 2019. Grund: Das Abstellen eines Kfz in einer privaten Garage entspricht seiner Verwendung als Beförderungsmittel.
Eine Selbstentzündung wäre vor diesem Hintergrund als Betriebsgefahr zu werten und wäre damit ebenfalls abgedeckt. Anders sieht die Situation aus, wenn Fremde den Pkw in Brand setzen. Dann sind mögliche Schäden an der Garage nicht im Versicherungsschutz enthalten.

VW ID.3 (2021): Explosion - Feuer - Unfall - Elektro - Akku - Info

VW ID.3 fängt Feuer

Bild: AUTO BILD

Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Verbrennern und E-Autos?

Ein Unterschied zwischen Verbrennern und elektrifizierten Autos zeigt sich dagegen bei den Reparaturkosten nach einem Unfall. Laut einer Studie der Allianz-Versicherung ist der finanzielle Aufwand bei batterieelektrischen Fahrzeugen zehn bis 30 Prozent höher als bei Verbrennern.
Für die Unfallreparatur von Plug-in-Hybriden fallen sogar bis zu 50 Prozent Mehrkosten an, wie aus einer Berechnung von Vollkaskoschäden hervorgeht.