Comirnaty Impfstoff von Pfizer-BioNTech
APA/AFP/Pascal Pochard-Casabianca
EMA

Grünes Licht für Impfung von Kindern ab zwölf

Der CoV-Impfstoff von Biontech und Pfizer kann auch Kindern ab zwölf Jahren verabreicht werden. Das entschied die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) am Freitag. Am Abend folgte das Nationale Impfgremium (NIG) der Entscheidung. Österreichs Kinder und Jugendliche ab zwölf sollen großteils bis Ende August geimpft werden.

Kinder werden laut einer vom Gesundheitsministerium übermittelten Stellungnahme des NIG entsprechend der Risikogruppenauflistung priorisiert, gesunde Kinder „absteigend nach Alter“. „Bis Covid-19-Impfungen für jüngere Kinder mit erhöhtem Krankheitsrisiko zur Verfügung stehen, muss dem Schutz des Umfelds besonders hohe Wichtigkeit und Vorrang hinsichtlich einer Covid-19-Impfung eingeräumt werden“, so das NIG. Die Impfstoffe von AstraZeneca, Moderna und Johnson & Johnson sind derzeit für Personen unter 18 Jahren nicht zugelassen.

Die Entscheidung der EMA, die Impfung von Kindern auch in der Altersgruppe zwölf bis 15 Jahre mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer zu genehmigen, war bereits erwartet worden. Die Daten zeigten, dass der Impfstoff auch in dieser Altersgruppe sicher sei und die Wirksamkeit sei vergleichbar oder sogar besser als bei Erwachsenen, sagte EMA-Impfstoffexperte Marco Cavaleri bei einer Pressekonferenz. Damit ist das Vakzin von Biontech und Pfizer das erste in der EU für Kinder zugelassene.

Bis zu 340.035 Betroffene

Jüngste Studienergebnisse, die bereits Grundlage für die Notfallzulassung des Impfstoffs in den USA in dieser Altersgruppe waren, deuten darauf hin, dass der Impfstoff für Zwölf- bis 15-Jährige sicher und wirksam ist. Laut den Studien trat bei mehr als 1.000 geimpften Kindern und Jugendlichen kein Covid-19-Fall auf. In einer etwa gleich großen, ungeimpften Kontrollgruppe waren es 16 Fälle.

Die finale Entscheidung muss nun noch von der Europäischen Kommission gefällt werden. Das gilt aber als Formsache. In Österreich betrifft die Entscheidung bis zu 340.035 Kinder und Jugendliche.

„Möglichst große Anzahl“ soll geimpft werden

Bereits vor der Entscheidung am Freitagnachmittag äußerte sich Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zur möglichen Impfung der Jüngeren. Im Falle der Zulassung sollen bis Ende des Sommers Minderjährige geimpft werden, so Mückstein bei einer Pressekonferenz. „Wir haben das Ziel, dass bis Ende August eine möglichst große Anzahl Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 geimpft sein soll.“

Nach der EMA überprüft auch das Nationale Impfgremium (NIG) den Impfstoff für Kinder. Bei einer Freigabe für die Zwölf- bis 15-Jährigen würden in den nächsten Wochen Informationskampagnen für die Eltern anlaufen, so Mückstein. Allerdings würden die Priorisierungen weiterhin von den Ländern entschieden. Es sei aber genügend Impfstoff vorhanden, sagte der Minister.

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann freute sich über die Zulassung. „Die Impfung ist eine Option und zugleich die wichtigste Maßnahme, die Verbreitung des Virus zu verhindern“, betonte der Minister gegenüber der APA. „Impfen bedeutet Schutz vor einer Erkrankung und die Verhinderung der Ansteckung. Impfen bedeutet zudem mehr Sicherheit im Sommer und ermöglicht einen dauerhaften Präsenzunterricht im Herbst.“

Keine Hinweise auf schwere Komplikationen

Der Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter sagte im Ö1-Morgenjournal auf die Frage, ob er seine Kinder impfen lassen würde: „Selbstverständlich, aus einem Grund: weil natürlich auch in dieser Gruppe das Virus weiterhin sehr zirkuliert.“ Somit könne es dort auch mutieren und Probleme für die Gesamtbevölkerung machen. Die Gefahr sei für die Jüngeren selbst zwar vergleichsweise klein, eine Ansteckung könne aber Folgen haben, „die man als Vater oder als Mutter nicht haben möchte“. Das Ziel sei, „eine Bevölkerungsimmunität“ zu erreichen, und da gehöre auch das Impfen in diesen Altersgruppen dazu.

Die häufigsten Impfreaktionen sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfweh und Fieber. Diese würden bei jungen Erwachsenen stärker als bei älteren Erwachsenen ausfallen, „und so muss man auch davon ausgehen, dass durchaus Jugendliche und ältere Kinder da reagieren“, sagte der Kinderarzt und Infektiologe Volker Strenger von der Grazer Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde im Ö1-Morgenjournal. Aber selbst nach der großflächig angelaufenen Impfung für Junge in den USA liege bisher kein Hinweis vor, „dass wirklich schwere Nebenwirkungen, schwere Komplikationen auftreten“, und „vor allem nicht, dass die jetzt bei Kindern häufiger auftreten würden“.

Viele „Long Covid“-Betroffene

Bei der Entscheidung müsse man abwägen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich auch Kinder anstecken. Die Pandemie werde uns aber weiter begleiten, „und es wird jeder die Erkrankung irgendwann bekommen, wenn er nicht geimpft ist. Also so gesehen wird man früher oder später um die Impfung auch in jüngeren Altersgruppen nicht herumkommen.“

Grünes Licht für Impfung von Kindern ab zwölf

Der CoV-Impfstoff von Biontech und Pfizer kann auch Kindern ab zwölf Jahren verabreicht werden. Das entschied die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) am Freitag. Österreichs Kinder und Jugendliche ab zwölf sollen großteils bis Ende August geimpft werden.

Die Leiterin der „Long Covid“-Ambulanz am Wiener Allgemeinen Krankenhaus, Mariann Gyöngyösi, verwies auf die Langzeitfolgen, die auch Junge treffen könnten: Mehreren Studien zufolge könnten „mindestens 50 Prozent“ betroffener Kinder das „Long Covid“-Syndrom haben. In einer italienischen Untersuchung hätten fast 60 Prozent der Kinder mit durchgemachter Infektion „mindestens ein Symptom“ aufgewiesen. Am häufigsten sei das Fatigue-Syndrom, „Erschöpfung, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit, Kopfweh und so weiter“.

Die zusätzlich maximal 340.035 Kinder und Jugendlichen, die nun geimpft werden können, sollten das Impftempo in Österreich zumindest nicht drastisch verlangsamen, denn allein in der Vorwoche wurden etwas mehr als 350.000 Erstimpfungen durchgeführt. Am höchsten ist die Durchimpfung bei den 75- bis 84-Jährigen mit fast 80 Prozent, am geringsten bei den 16- bis 24-Jährigen mit knapp 18 Prozent. Die Regierung hat angekündigt, bis Ende Juni alle Menschen in Österreich, die das wollen, zumindest mit der ersten Impfung zu versorgen. Sollten sich 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung impfen lassen wollen, wären also noch knapp 2,1 bis 2,9 Millionen Erstimpfungen ausständig.

Opposition gespalten

„Ich halte es für die richtige Entscheidung, weil die bisherigen Daten mal sagen, dass die Impfung sicher ist bei Kindern“, sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im Gespräch mit dem TV-Sender Puls 24. Das Allerwichtigste sei „die Impfstoffsicherheit, dass die Kinder hier keinem Risiko ausgesetzt sind“. Erfreut zeigte sich auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker in einer Aussendung: „Es fällt jedes Argument zur Einschränkung des Schulbetriebs weg. Damit können sich Schulen wieder befreit von Masken, Tests und Schichtbetrieb auf ihre Hauptaufgabe – die Wissensvermittlung – konzentrieren.“

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl sprach sich in einer Aussendung gegen Impfungen von Kindern aus. „Schule und Freizeitgestaltung müssen wieder ohne jegliche Einschränkungen möglich sein“, forderte er davon unabhängig ebenfalls.