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Zeugen schildern Drama bei Erftstadt: Drei-Meter-Welle verschluckte die B265 - "Autofahrer standen auf den Dächern und schrien"
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FOCUS online/Wochit Bundeswehr beginnt mit Bergung von Autos - Feuerwehr-Sprecher befürchtet Tote
  • FOCUS-online-Reporter (Erftstadt-Blessem)

Am Samstagmorgen wird bei langsam zurückfließendem Wasserstand ersichtlich, was für ein Drama sich auf der B265 bei Erftstadt abgespielt hat. Zeugen berichten FOCUS Online, dass eine drei Meter hohe Welle die Bundesstraße tsunamiartig überflutet hat. THW, Feuerwehr und Soldaten suchen mit Helis und Booten nach Opfern.

Ein Dutzend Autodächer ragen aus dem Wasser, drei Lkw sind ineinander verkeilt, das Anhängerende des mittleren hängt fünf Meter in der Luft. Darunter eingeklemmt ein Kleinbus und ein Pkw.

Die Bilder, die sich auf der kleinen Brücke über der B265 zwischen den Erftstädter Ortsteilen Blessem und Liblar südlich von Köln am Samstagmorgen bieten, lassen sofort den Atem stocken.

Die Stelle ist nicht einmal 1000 Meter von der Kiesgrube in Blessem entfernt, in der ein gewaltiger Erdrutsch mindestens drei Häuser und mehrere Autos mit in den Abgrund riss. Doch jetzt, da das braune, nach Kraftstoff stinkende Wasser auf der B265 langsam im Boden zurückgeht, wird deutlich, dass es hier in Erftstadt neben der Kiesgrube noch einen weiteren Schreckensort gibt, der durch die Flutkatastrophe stark gezeichnet ist.

Flutdrama: Wasser stand bis zu zwölf Meter über der Straße

Um die Dimensionen vorab räumlich einzuordnen: Auf einem rund einen Kilometer langen Abschnitt der Bundesstraße stand das Wasser bis zu zwölf Meter hoch über dem Asphalt.

Auf der B265 bietet sich den Helfern zwei Tage nach der Flutkatastrophe ein Bild der Verwüstung.
Ulf Lüdeke / FOCUS Online Auf der B265 bietet sich den Helfern zwei Tage nach der Flutkatastrophe ein Bild der Verwüstung.

„Bislang sind 28 Autos gefunden und mit Sonar geortet worden. Ob sich in den Wagen, die noch unter Wasser sind, noch Personen befinden, wissen wir zurzeit nicht“, sagt Elmar Mettke, Sprecher der Ortsfeuerwehr, zu FOCUS Online vor Ort.

Doch wie können so große Wassermassen überhaupt so schnell auf diese Straße gelangen?

„Drei Meter hohe Welle wälzte sich über die Bundesstraße“

Torsten Kaden, Inhaber eines Gartenbaubetriebes, der etwas oberhalb an die B265 grenzt, erklärt: „Die ganze Lage eskalierte, als der Lärmschutzwall vom Marienhospital oberhalb der B265 brach. Da oben stand ja schon alles unter Wasser, der Wall verhinderte, dass ein Teil dieser riesigen Seelandschaft, den die Erft um ihre Ufer gebildet hatte, nicht schon vorher auf die B265 abgeflossen ist."

Kaden weiter: "Augenzeugen haben uns berichtet, dass die Welle, die von Süden nach Norden die Straße entlang wälzte und die Autos verschluckte, drei Meter hoch war. Innerhalb von fünf Minuten hat sie sich in einen breiten, reißenden Fluss verwandelt."

Ein Hubschrauber der Bundeswehr sucht die Ufer ab, die sich bei der Flutkatastrophe auf der B265 gebildet haben.
Ulf Lüdeke / FOCUS Online Ein Hubschrauber der Bundeswehr sucht die Ufer ab, die sich bei der Flutkatastrophe auf der B265 gebildet haben.
 

Ein Mitarbeiter berichtet, dass Kollegen am Donnerstag gegen 11 Uhr vormittags durch Schreie auf das Chaos aufmerksam gemacht worden seien. „Die Insassen hatten sich auf die Dächer ihrer Autos geflüchtet und schrien um Hilfe. Wir hatten hier vor 40, 45 Jahren schon mal eine kleine Übeschwemmung. Aber das hier, das ist wirklich kein Vergleich. Das kann einfach keiner begreifen“, berichtet er.

Schlammfarbenes Blattwerk verrät Wasserhöhe

Auf der Brücke am Krankenhaus ist die Situation noch viel dramatischer. Denn wegen eines Aquädukts, das dort über die B265 geführt wird, war die Fahrbahn deutlich unter dem natürlichen Bodenniveau gebaut worden. „Das ist die Stelle, an der das Wasser bis zu zwölf Meter hoch stand“, bestätigt Feuerwehr-Sprecher Mettke.

Die Tiefe war am Freitag mit Booten der DLRG per Sonar gemessen worden. Auf dieser Strecke in der Nähe des Aquäduktes wird nochmals ein gutes Dutzend Fahrzeuge vermutet – noch immer völlig unter Wasser.

Auch auf dem südlichen Teil der gefluteten Fahrbahn dürfte das Wasser auf einer Länge von mindestens 500 bis 600 Metern sechs bis sieben Meter hoch gewesen sein, wie an den mit rotbraunem Schlamm verfärbten Blättern an der Brücke der Köttinger Straße leicht zu erkennen ist.

Torsten Kaden hat mit seinen Mitarbeitern den gesamten Donnerstag und Freitag bei den Rettungsarbeiten geholfen – ununterbrochen. Am Freitag halfen sie bei der Versorgung von rund 100 Anwohnern, die aus Blessem evakuiert wurden.

Ebenfalls unter Wasser: Der Friedhof von Erftstadt.
Ulf Lüdeke / FOCUS Online Ebenfalls unter Wasser: Der Friedhof von Erftstadt.

Ununterbrochen waren seine Trupps auch beschäftigt, die Trümmer seines Betriebes zu beseitigen – so gut es ging. „Drei Lkw, drei Privatautos, Kleinmaschinen, Pflanzen. Aalles weg oder kaputt“, berichtet Kaden erschöpft.

Und doch gibt er die Hoffnung nicht auf. „Eine Versicherung über Wasserschäden haben wir nicht, wer hätte das auch ahnen können, dass so etwas mal passiert? Doch irgendwie werden wir das schon schaffen. Müssen wir ja“, sagt der Gartenbauer und eilt zurück zu seinen Mitarbeitern.

Große Sorge um weitere Opfer der Flutwelle

Inzwischen hat ein Panzer der Bundeswehr einen Lkw, der mit vier Pkw ineinander verkeilt war, am Hängerende mit einer Stahlwinde nach oben gezogen. Ein Transportpanzer "Fuchs" zieht mit einem weiteren Stahlseil auf der anderen, durch Leitplanken getrennten Doppelspur einen Mercedes-Kombi unter einem Sattelschlepper hervor, auf etwa die Hälfte seiner normalen Höhe komprimiert.

Die Insassen der Fahrzeuge, die an der Köttinger Brücke von den reißenden Fluten überrascht wurden, sollen noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen sein, berichten Helfer. Doch die Befürchtung, dass sich in den anderen Fahrzeugen Opfer befinden könnten, bleibt an diesem Samstagvormittag in Erftstadt groß.

Vorher-nachher-Aufnahmen zeigen erschreckendes Ausmaß der Flutkatastrophe

FOCUS online/Wochit Vorher-nachher-Aufnahmen zeigen erschreckendes Ausmaß der Flutkatastrophe

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