1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

COP26: Breites Bündnis für Verbrenner-Aus

10. November 2021

Rund 30 Staaten, Städte und Autobauer wollen bis 2040 komplett auf emissionsfreie Autos umsteigen. Dies erklärten sie auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow. Wichtige Akteure der Automärkte aber fehlen.

https://p.dw.com/p/42oZ7
Abgase eines Autos nebeln an einer Ampel eine Frau mit einem Kinderwagen ein
Feinstaub, Stickoxide und CO2: Verbrennungsmotoren sind für viele Umweltschadstoffe verantwortlichBild: picture alliance/WILDLIFE/C.Heumader

Klimafreundliche Mobilität - sie hatte der diesjährige COP-Gastgeber, Großbritanniens Premier Boris Johnson als einen der Schwerpunkte der UN-Klimakonferenz in Glasgow genannt. "Coal, cars, cash and trees" - vor allem um Kohle, Autos, Geld und Bäume solle es dieses Mal gehen, so Johnson. Nachdem zu Kohle und Bäumen bereits Erklärungen abgegeben wurden, sind an diesem Mittwoch also die Autos dran. 24 Staaten, sechs große Auto-Hersteller sowie einige Städte und Investoren geben dabei den Ton an.

"Zusammen werden wir daran arbeiten, dass alle neu verkauften Autos und Kleinbusse generell bis 2040 - und in führenden Märkten nicht später als 2035 - emissionsfrei sind", heißt es ihrer in Glasgow veröffentlichten Erklärung. Man wolle einen "Durchbruch im Straßenverkehr" erreichen.

Ford, Österreich, New York oder Ikea: Aus für Verbrenner

Von den Autobauern gehören Mercedes-Benz, der schwedische Hersteller Volvo, die chinesische BYD und Jaguar Land Rover, eine Einheit der indischen Tata Motors sowie die US-Autobauer Ford und General Motors zu den Unterzeichnern.

Infografik Klimaneutraler Verkehr: Wer ist effizient? Reichweite nach Antriebstechnik mit 15 kWh Strom

Als Staaten schlossen sich neben Großbritannien die EU-Staaten wie Dänemark, Polen, Österreich und Kroatien sowie eine Reihe anderer Industrieländer wie Israel und Kanada der Vereinbarung an. Auch Schwellen- und Entwicklungsländer wie die Türkei, Paraguay, Kenia und Ruanda machen mit. Beteiligt sind außerdem Bundesstaaten wie Kalifornien und Städte wie Barcelona, Florenz und New York. Und auch Unternehmen, die in die Autoindustrie investieren oder über eigene Wagenflotten verfügen, wie Eon, Ikea und Unilever, unterzeichneten die Erklärung.

Wegen der Verwendung fossiler Kraftstoffe gehört der Verkehrssektor zu den weltweit größten Verursachern von Treibhausgasen. Eine Mobilitätswende hin zu sauberen Antriebsformen ist nach Einschätzung von Experten für das Erreichen der internationalen Klimaziele von entscheidender Bedeutung.

Deutschland und andere "Autoländer" bremsen

Dennoch schlossen die für den Automarkt besonders wichtigen Länder China, die Vereinigten Staaten und Deutschland sich dem Bündnis nicht an.Deutschland werde die Erklärung auf dem Gipfel nicht unterzeichnen, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums. Dies sei "das Ergebnis der regierungsinternen Prüfung".

Autos reihen sich in einer Tempo-30-Zone in Bochum aneinander
Kein Aus für den Verbrennungsmotor in Deutschland Bild: picture-alliance/dpa/J. Tack

Innerhalb der noch geschäftsführenden Regierung es gibt weiterhin Streit über die sogenannten e-Fuels, also aus erneuerbaren Energien gewonnene Kraftstoffe für Motoren. Noch-Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte dem Vorstoß des Glasgower Bündnisses bereits am Vorabend eine Absage erteilt. Die Erklärung berücksichtige den Antrieb mit synthetischen Kraftstoffen nicht, rügte Scheuer: "Der fossile Verbrenner wird 2035 auslaufen. Die Verbrennungstechnologie wird aber weiterhin gebraucht." Deshalb sei sein Ministerium dagegen.

Führende Autohersteller machen nicht mit

Auch der deutsche Autobauer BMW will sich der Verpflichtung wohl nicht anschließen. Aus Kreisen der Autoindustrie hieß es, dass einige Hersteller dem Papier gegenüber misstrauisch seien, weil sie sich zu einem kostspieligen Technologiewechsel verpflichten, es aber an einer ähnlichen Verpflichtung der Regierungen fehle, um sicherzustellen, dass die notwendige Lade- und Netzinfrastruktur zur Unterstützung von Elektrofahrzeugen gebaut werde.

Parktaschen und Ladestationen für Elektroautos am Hauptbahnhof in Wolfsburg Niedersachsen, im Hintergrund das VW Werk
In Deutschland gebe es zu wenige Lade-Infrastruktur für E-Autos, monieren deutsche AutoherstellerBild: picture-alliance/dpa/ZB/P. Gercke

Ebenfalls keine Unterschrift kam von den weltweit führenden Automobilhersteller Volkswagen und Toyota. Auch der weltweit viertgrößte Automobilhersteller, Stellantis, fehlt, ebenso wie die japanischen Automobilhersteller Honda und Nissan, sowie das koreanische Unternehmen Hyundai.

Kohei Yoshina, Geschäftsführer der Toyota Abteilung für Nullemissionen, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Entwicklungsländer wie Afrika und Lateinamerika brauchten Zeit, um eine Infrastruktur für Elektro-, Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeuge aufzubauen. "Wichtiger als eine gemeinsame Erklärung ist, dass jeder Akteur versucht, Anstrengungen in Richtung CO2-Neutralität zu unternehmen." Zu diesem Ziel führten mehrere Wege, so Yoshina.

Lob und Kritik von Umweltorganisationen

Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, nannte das Fehlen der in der  Automobilbranche führenden Staaten und Produzenten dagegen "besorgniserregend". "Um die Förderung fossiler Brennstoffe zu stoppen, müssen wir unsere Abhängigkeit so schnell wie möglich beenden", so Kaiser. "Das bedeutet, dass wir uns von Verbrennungsmotoren hin zu Elektrofahrzeugen und zur Schaffung sauberer Verkehrsnetze bewegen müssen."

Jennifer Eison von Action for the Climate Emergency, einer gemeinnützigen Organisation in den USA, begrüßte im DW-Gespräch in Glasgow die Vereinbarung zum Verbrenner-Aus, kritisierte aber die Haltung der USA. "Dass sich nun so viele Länder dazu verpflichten, halte ich für mutig und für die Art von Maßnahmen, die wir jetzt brauchen. Ich finde es ziemlich enttäuschend zu hören, dass die Vereinigten Staaten, sich noch nicht zu dieser Zusage verpflichtet haben. Ich hoffe, dass sich das vielleicht noch vor Ende der COP ändert."

Nachträgliche Zusagen in Glasgow sind nicht ausgeschlossen: So unterzeichnete Deutschland am vergangenen Dienstag erst nach tagelangem Zögern eine Erklärung zum Ende der Finanzierung von Öl- und Gasprojekten im Ausland.

cw/pg (DW in Glasgow, afp, dpa, epd, rtr)

Die Vision von der menschengerechten Stadt